Kempen: Sonntagmorgen mit Mundart
Der VLN Kempen lud am Sonntag zur Mundartstunde in den Rokokosaal ein. 70 Gäste waren „platt“ der schönen Sprache wegen.
Kempen. Mundart-Pflege ist wichtig, ja überlebenswichtig- zumindest, wenn es um die vielen verschiedenen Niederrhein-Dialekte geht.
"Es wird zwar noch immer Platt gesprochen, aber es gerät zunehmend in Vergessenheit", mahnte Brigitte Leigraf, Vorsitzende des VLN Kempen vom Verein Niederrhein, in ihrer Begrüßung bei der Mundart-Matinee im Rokokosaal am Sonntag.
Rund 70 Interessierte waren der Einladung gefolgt und amüsierten sich 90 Minuten lang über nette Dönekes und pointenreiche Geschichten.
Die Inhalte der Mundart waren ebenso nah am Volk wie das Platt selbst. Es wurde erzählt von der Kempschen Art und von der weiten Welt, über "de Herrgottsschnitzer ut Kevelae" und über eine "Boskopp-Blamaasch".
Jupp Pasch ehrte postum den großen Kempener Mundartdichter Heinz Mellen, dessen 110. Todestag in diesem Jahr gedacht wird. Pasch trug vier Mellen-Gedichte vor, fesselte sein Publikum mit akzentuierter Stimmgewalt. "Das kann er gut", war in den Reihen zu hören.
Weiterer Glanzpunkt war der Liedermacher und Gitarrist Peter Härtling, der alle Lacher auf seiner Seite hatte. Mit verschmitztem Lächeln und bissigem Wortwitz stieg er textlich aktuell ins 21. Jahrhundert ein. Sein Fazit: "Dat kannste all verjäte."
Sein Rundumschlag zu Missständen traf den Nerv der Zeit und brachte auf den Punkt, was falsch läuft. Dann gab er sich auf VLN-Gebiet und besang die Wandervögel am Sporthotel: "Trap trap trap", bis die Füße brennen und es usselig wird.
Irmgard Krüger erzählte mit "Klompe in men Kengerjoar" eine rührende Geschichte über Schuhe im Schnee, Heu als Trockenhilfe und zweckentfremdete Klompe. Allesamt lebensnahe Szenen mit Wiedererkennungswert.
Die Matinee umfasste Tradition und Moderne in Platt, war abwechslungsreich und machte Spaß.