Konzert in Kempen Stoppok und BAP-Frontmann Niedecken bei Julian Dawsons Geburtstagsparty
Kempen · In der Paterskirche feierte der Singer-Songwriter seinen 70. Geburtstag mit einem außergewöhnlichen Konzert.
Wie begeht man einen runden Geburtstag idealerweise? Da, wo man sich zu Hause fühlt, im Kreis von Familie und guten Freunden natürlich. Nicht anders hielt es der englische Musiker Julian Dawson an seinem 70. Geburtstag, den er punktgenau am Donnerstagabend feierte. In Kempen, seiner zweiten Heimat. Mit seinen beiden aus England angereisten Töchtern nebst Schwiegersöhnen und zwei Enkelkindern. Mit musikalischen Überraschungsgästen und rund 300 Fans, die ihm teilweise schon seit Jahrzehnten die Treue halten und ihm gleich zu Beginn ein spontanes „Happy Birthday“ darbrachten.
Restlos ausverkauft war das Konzert in der Kempener Paterskirche anlässlich des 70. Geburtstag des englischen Barden, der mit dem kleinen Ort am Niederrhein so eng verbunden ist, seit er hier in den 1980er-Jahren einige Zeit lebte und sehr gut Deutsch lernte. Regelmäßig gibt er seitdem hier Konzerte, solo oder gemeinsam mit Freunden, von denen er in einem halben Jahrhundert Musiker-Dasein so viele gewonnen hat. Und anlässlich seines Geburtstags öffnete er die musikalische Überraschungstüte.
Denn wie bei ihm üblich, stand zu Beginn des Abends noch nicht ganz fest, was denn nun genau kommen wird. „Ihr seid mitten drin in einem Abenteuer ohne Hinweis“, so drückt es das Geburtstagskind aus. Macht nichts, mag das Publikum denken. Denn ein so ausgereifter Profi kann sich das erlauben. Es wirkt, als müsste er nur mal eben in seinen riesigen musikalischen Pool schauen, um dann, was auch immer beliebt, mühelos hervorzuholen.
Seine Bühnenpräsenz ist souverän, sehr entspannt und voll von britischem Humor. Seine Stimme kraftvoll und angenehm. Er singt die alten Songs und die neuen. „Ich habe da was geträumt und die Zeilen notiert“, berichtet er. Herausgekommen ist der Song über eine Kneipentour von Jesus und Judas. „Sorry“ – sagt er mit Blick auf einer der großen Jesusdarstellungen in der Paterskirche.
Sänger, Songwriter und
Musiker in einer Person
Julian Dawson verbindet viele Talente. Er schreibt Texte, vertont sie, bringt sie auf die Bühne. Er begleitet sich perfekt auf der Gitarre. Und er spielt virtuos auf der Mundharmonika. Menschlich ist er ein souveräner Solist, aber auch ein ausgesprochener Teamplayer, was sein großes musikalisches Netzwerk erklärt. So bittet er im ersten Teil des Abends den Bassisten Fontaine Burnett zu ihm auf die Bühne, mit dem er schon 18 Jahre zusammenarbeitet. Bei alten Songs wie „Blue Tattoo“ summt und singt das Publikum mit. Die beiden Töchter unterstützen ihren Vater, kurzfristig ist auch eine Enkeltochter dabei.
In der Pause berichten Jan und Heike aus Wuppertal, was sie an Julian Dawson so schätzen. „Er ist ein normaler Typ und hat ein unglaubliches musikalisches Gedächtnis“ berichtet Jan. Bettina Klapheck vom Kulturamt der Stadt Kempen, die die Konzerte mit Julian Dawson betreut, schätzt, dass er seit Anfang der 1990er-Jahre regelmäßig in Kempen auftritt, zuletzt im Zweijahresrhythmus. „Viele erinnern sich noch an die wunderbaren Sommerkonzerte im Innenhof“, sagt sie.
Und dass die Besucher aus dem weiteren Umfeld anreisten, aus Düsseldorf und sogar Hannover. Thomas Schüten aus Kempen ist langjähriger Fan von Julian Dawson und erlebte ihn 1983/84 als Sänger in Kempener Kneipen. „Wenn er auftrat, wurde es ganz still“, erinnert er sich.
Im zweiten Teil des Abends gerät die Stimmung schier aus den Fugen, als zunächst Stefan Stoppok als Überraschungsgast erscheint. Der deutsche Liedermacher aus Hamburg ist wie Julian Dawson ein „Bühnentier“, macht aus dem vermeintlichen Improvisationschaos eine gelungene Show und musiziert grandios gemeinsam mit dem Geburtstagskind.
Umjubelter Höhepunkt des Abends wird dann der Besuch von BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken, ein enger Freund bereits seit den 1990er-Jahren. Mit „Jraaduss“ von BAP klingt ein mehr als dreistündiger denkwürdiger Geburtstagsabend aus – inklusive einiger Solos von Julian Dawson auf der Mundharmonika und vom Publikum, das enthusiastisch mitsingt.