Kita ein Jahr lang im Freilichtmuseum
Im September startet „Kingerkroam“ an und in der Dorenburg. Die Kooperation mit dem benachbarten Awo-Kindergarten ist eine Premiere. Das Projekt läuft über mehrere Monate.
Grefrath. Irgendwann kam in der großen Runde dann doch die Frage auf den Tisch, die schon die ganze Zeit im Raum gestanden hatte. Kreis-Awo-Chef Bernd Bedronka sprach sie gestern aus: „Warum erst jetzt?“ Ein solches Projekt sei doch naheliegend. Eine Antwort darauf vermochten die Vertreter von Kreis Viersen, Freilichtmuseum, Awo-Kita und Gemeinde Grefrath nicht zu geben. Wie auch immer: Nun ist eine längerfristige Kooperation zwischen dem Museum und einer Betreuungseinrichtung für Kinder unter Dach und Fach gebracht worden.
Ingo Schabrich, Kulturdezernent
Das Niederrheinische Freilichtmuseum und der benachbarte Awo-Bewegungskindergarten „An der Dorenburg“ arbeiten im Rahmen eines einjährigen Pilotprojekts zusammen. Es trägt den Titel „Kingerkroam — Geschichte spielerisch entdecken“ und soll Jungen und Mädchen im Vorschulalter den Zugang zum Museum und seinen Themen ermöglichen.
Über diesen langen Zeitraum ist es eine Premiere — eine punktuelle Zusammenarbeit, auch mit anderen Kitas, gab es auch früher schon und gibt es bis heute immer wieder.
„Aus dem Kindergarten an der Dorenburg wird ein Stück weit der Kindergarten in der Dorenburg“, so bringt es Kreis-Sprecher Markus Wöhrl auf den Punkt. Ab September besucht etwa zweimal die Woche eine feste Gruppe von maximal 20 Kindern das Areal rund um die Dorenburg. An verschiedenen Thementagen und -wochen sollen sie, drinnen wie draußen, die Kulturgeschichte des Niederrheins kennenlernen.
Diese Aufgabe übernehmen ihnen vertraute Personen: Die Erzieherinnen und Erzieher des Kindergartens werden vorab vom Museumspädagogen Keven Gröwig geschult. „Wir haben bereits unseren pädagogischen Tag hier verbracht und konnten erste Erfahrungen sammeln“, erzählt Kirstin Teschner von der Kita bei der Präsentation des Projekts.
Bäuerliches Leben auf dem Land, Martins- und Weihnachtsbräuche, Hintergründe zu den Kopfweiden — diese und weitere Inhalte sollen den Mädchen und Jungen kindgerecht vermittelt werden. Die Praxis steht im Vordergrund: durch die Herstellung von Butter, das Waschen mit Zuber und Waschbrett. Auch der im Kindergarten schon traditionelle „Oma-und-Opa-Tag“ wird demnächst im Freilichtmuseum stattfinden.
Museumsleiterin Anke Wielebski hebt hervor, dass man durch die einjährige Projektphase Themenkomplexe von vorne bis hinten erzählen kann, etwa „von der Apfelblüte bis zum Apfel“ oder „vom Korn bis zum Brot“. Sie freut sich auf eine „spannende Erfahrung“: Man habe schon diverse Programme für Schulkinder entwickelt. Nun könne man sehen, was jüngere Kinder bereits könnten. Kindergartengruppen waren bislang immer nur für einige Stunden zu Besuch.
„Bei uns gibt es für die Kinder die Möglichkeit, die Vergangenheit mit den eigenen Augen und Händen zu erleben“, sagt Ingo Schabrich. Der Kulturdezernent und Kreisdirektor betont den Bildungs-charakter der Zusammenarbeit. Er sei fest davon überzeugt, „dass es den Kindern nicht langweilig werden wird und sie eine Menge mitnehmen werden“.
Bei einem Erfolg des Pilotprojekt ist eine Fortsetzung auch mit anderen Kitas im Kreisgebiet denkbar, so die Verantwortlichen.