Kofferpacken bei Lederwaren Müllenhoff
Nach 43 Jahren endet die Ära der Familie Müllenhoff an der Burgstraße 3. Im Altstadt-Geflüster geht es aber auch um die fortlaufende Erfolgsgeschichte des „Königreichs Kempen“.
Kempen. An der Burgstraße 3 endet heute eine Ära. Mit Geschäftsschluss wird Lederwaren Müllenhoff nach 43 Jahren für immer seine Pforten schließen. „Ich bin auf der einen Seite schon sehr traurig“, sagt Inhaberin Bettina Müllenhoff. Auf der anderen Seite sei sie aber auch erleichtert, dass für sie nun etwas Neues beginnen kann. Die 57-Jährige wird nach langer Selbstständigkeit jetzt in ein Angestelltenverhältnis wechseln. Dies sei durch puren Zufall zustande gekommen. „Wir hatten hier mit einem Einbruch zu kämpfen. Und im Zuge der Klärung mit Versicherung und Co. bin ich dann mit meinem neuen Arbeitgeber ins Gespräch gekommen“, so Müllenhoff. Die Kempenerin wird künftig für ein Sicherheitsunternehmen andere Firmen und Geschäfte in Sachen Einbruchschutz beraten.
Altstadt-Geflüster
Die Aufgabe der Selbstständigkeit erklärt Bettina Müllenhoff mit ganz klaren Worten: „Es lohnt sich nicht mehr.“ Die Konkurrenz im Internet und auch in der Kempener Altstadt sei zu stark. Dabei handelt es sich um die Kette „Taschen-Tick“, die seit 2009 an der Peterstraße (altes Foto-Schmitz-Lokal) angesiedelt ist. Preislich könne Müllenhoff bei Koffern, Taschen und Rucksäcken einfach nicht mithalten. „Grundsätzlich mache ich mir große Sorgen um die Zukunft der Altstadt“, flüstert die Geschäftsfrau. Denn auch die Schließung von Kaiser’s an der Engerstraße habe ihrem Umsatz zu schaffen gemacht. „Seitdem ist einfach weniger los in der Stadt“, so Müllenhoff. Sie rät der Stadt dringend dazu, sich für die Ansiedlung eines neuen Nahversorgers in der Altstadt stark zu machen. Außerdem störe sie sich an den Parkgebühren. „Es muss zumindest mehr gebührenfreie Plätze für Kurzzeitparker geben“, sagt Bettina Müllenhoff. Die Kunden würden — vor allem wegen des möglichen Internet-Einkaufs — immer bequemer. Unter anderem Parkgebühren seien ein zusätzliches Hindernis. Was der Händlerin in den vergangenen Jahren ebenfalls zu schaffen gemacht habe, seien die horrenden Mieten in der Innenstadt. Es habe deshalb auch keine Ladenlokal-Alternative in Kempen gegeben. Alles in allem sei deshalb die Entscheidung gefallen, den Mietvertrag an der Burgstraße 3 nicht zu verlängern.
Bleibt dem Flüsterer noch, die Historie von Lederwaren Müllenhoff zu würdigen. Alles begann 1974 mit Bettina Müllenhoffs Mutter Gerda, die das Geschäft gegründet hat. Das erste Ladenlokal der Müllenhoffs war an der Engerstraße 54 (heute Schuh „Okay“). „Bekannt in der Branche war meine Mutter schon seit 1964“, erzählt Bettina Müllenhoff. Gerda war zwischen 1964 und 1974 für das damalige Lederwarengeschäft von Elsbeth Merget an der Engerstraße 54 tätig. Als dieses aufgegeben wurde, wagte Gerda Müllenhoff mit Unterstützung ihres Mannes den Weg in die Selbstständigkeit. 2008 folgte dann der Umzug zur Burgstraße 3. Gleichzeitig übergab Gerda dann das Zepter an Bettina Müllenhoff. Letztere wurde bis zum Schluss im Geschäft von ihrer Tochter Saskia unterstützt. Sie hat ihre Ausbildung im Laden gemacht — und auch ihre Zukunft ist nach Angaben von Mutter Bettina gesichert. Alles Gute an alle Müllenhoffs — danke für 43 Jahre in der Kempener Altstadt!
Dass die Wiedereinführung des „KK“-Kennzeichens eine Erfolgsgeschichte ist, dürften die meisten wohl mitbekommen haben. Vor allem in Kempen, aber auch in anderen Kommunen des Kreises Viersen, haben sich seit März 2015 viele das geliebte „KK“ statt eines ungeliebten „VIE“ ans Auto anbringen lassen. Das NRW-Verkehrsministerium hat diesen Eindruck nun mit statistischen Werten untermauert. Nach Angaben des Ministeriums fahren derzeit mehr als 41 000 Fahrzeuge mit einem KK-Kennzeichen herum. Damit liegt der frühere Kreis Kempen-Krefeld landesweit auf dem dritten Platz bei den sogenannten Altkennzeichen. Mehr Nostalgieschilder sind nur im Kreis Borken („AH“ und „BOH“ mit 72 800 und im Kreis Wesel mit 70 300 vergeben worden. Im Weseler Raum handelt es sich um das „MO“ für Moers, das man vor allem zu Weihnachtsmarkt-Zeiten in Kempen häufig sieht. Die Zahlen wurden nach Angaben der NRW-Behörde zum Stichtag 30. November erhoben.