Gemeinschaft erleben Pfingstlager virtuell – im Zelt zu Haus’

Kreis Viersen · Zu Hause bleiben und trotzdem Gemeinschaft erfahren? Das Wochenend-Programm der Kolpingjugend machte es nach viel Vorbereitung möglich.

 Live vom „Schrottplatz“ am Kolping-Jugendbüro in Mönchengladbach sendeten (v. l.) Judith Bentzin, Leo Schroers, Martin Sturm, Simon Rebischke und Miriam Bovelett.

Live vom „Schrottplatz“ am Kolping-Jugendbüro in Mönchengladbach sendeten (v. l.) Judith Bentzin, Leo Schroers, Martin Sturm, Simon Rebischke und Miriam Bovelett.

Foto: Ulrike Gerards

Für nicht wenige Menschen in der Region steht Pfingsten auch für Lagerfeuer, Luftmatratze und löslichen Zitronentee. Denn seit vielen Jahren treffen sich Kinder und Jugendliche aus dem Diözesanverband Aachen der Kolpingjugend am Pfingstwochenende zu einem großen Zeltlager – mit allem, was dazugehört: Workshops, Nachtwanderung, Rallyes und natürlich Zitronentee.

In diesem Jahr ist vieles anders. Die Corona-Pandemie machte das Zusammentreffen von vielen Menschen an einem Ort nicht möglich. Aber das Organisationsteam wollte Pfingsten nicht ganz ohne Lager-Erlebnis verstreichen lassen und organisierte eine Pfingstzeltlager (PZL)@home-Edition. So wurden am Wochenende zwischen Elmpt und Vorst, Grefrath und Birgelen (Kreis Heinsberg), Kempen und Köln in vielen Gärten und Wohnzimmern Zelte und Höhlen aufgebaut. Unter dem Motto „Die Drei Fragezeichen – Kolping, wir lösen jeden Fall“ unternahmen die Kinder und Jugendlichen spannende Abenteuer, erlebten Workshops und studierten einen Lagertanz ein – zwar räumlich getrennt, aber verbunden über Kanäle wie YouTube und das Konferenzsystem Zoom.

Live-Schalte
vom „Schrottplatz“

In der Woche vor Pfingsten klingelte es bei den Teilnehmern an der Tür und ein großes Paket wurde geliefert. Voll mit Umschlägen, Ausrüstung und etwas Proviant – der Zitronentee durfte natürlich nicht fehlen. „80 Kinder hatten sich angemeldet, aber bei vielen haben Geschwister und Freunde mitgemacht, sodass wir locker die doppelte Zahl an Teilnehmern haben“, berichtet Meike Kempkens, Jugendreferentin der Kolpingjugend, Diözesanverband Aachen. Die Kolping-Gruppen gingen dabei unterschiedlich vor. Während es in Elmpt gemeinsame Aktivitäten – unter Einhaltung der Coronaschutz-Maßnahmen versteht sich – gab, waren die 24 Teilnehmer in Vorst dezentral auf verschiedene Standorte verteilt. Mal taten sich Freunde zusammen, mal zelteten Familien für sich.

In der Kolpingzentrale in Mönchengladbach hatten die zehn Betreuer den „Schrottplatz“ der Drei Fragezeichen eingerichtet. Peter, Justus und Bob meldeten sich von dort über YouTube mit Geschichten, Tänzen und Ideen zum Mitmachen. Dazu präsentierten sie Fotos von den Teilnehmern, sodass man verfolgen konnte, was die anderen so machen. Morgens kam Kommissar Reynolds alias Dietmar Prielipp, Geistlicher Leiter der Kolpingjugend, mit einem Impuls für den Tag dazu.

Das Thema der Drei Pfingstzeltlager-Fragezeichen war die Umwelt. Immer wieder mussten die Kinder der „Umweltmafia“ auf die Spur kommen, mussten in ihrer Umgebung Müll einsammeln und Umweltsünder stellen. Schaurig wurde es bei der Nachtwanderung. Mit gruseliger Musik im Hintergrund gingen die Kinder mit einem der Drei Fragezeichen im YouTube-Video auf dem Smartphone auf eine Abenteuertour durch ihren Ort. Immer wieder mussten die Kinder dabei Entscheidungen über die richtige Richtung treffen und Aufgaben lösen, um im Video weiterzukommen und so die restlichen Fragezeichen zu finden.

Bei der Rallye am Sonntag gab es auch eine Gemeinschaftsaktion durch Kempen. Am Buttermarkt ging es in kleinen Gruppen los. Fragezeichen Justus Jonas alias Martin Sturm von der Kempener Kolpingsfamilie schaute zusammen mit Vorstandskollegin Katharina Rebig, was die Gruppen so machten, und sie gaben hilfreiche Tipps, damit die Kinder die Entführung eines Team-Mitglieds auch aufklären konnten. Dabei waren die Teilnehmer über Handys in Kontakt mit der Zentrale und erhielten über WhatsApp und Briefumschläge aus der Ausrüstungskiste immer wieder neue Hinweise. So wurde es möglich, dass die Gruppen diese Rallye an den unterschiedlichsten Orten umsetzen konnten.

Mit dem virtuellen Lager auch neue Teilnehmer erreicht

„Die Resonanz ist der Hammer“, freute sich Martin Sturm über das Feedback zu diesem ungewöhnlichen Pfingstzeltlager. Und diese neue Form habe auch noch einmal Kontakt zu anderen Menschen gebracht, die vorher mit Kolping vielleicht noch nichts zu tun hatten. Für die Zukunft wolle man auf jeden Fall schauen, wie man Sachen, die gut funktioniert hätten, übernehmen könne.

„Wir sind selbst total überrascht, wie gut das läuft“, freute sich Meike Kempkens. Dank technisch versierter Ehrenamtler konnte das Konzept so umgesetzt werden. Kleinere technische Schwierigkeiten galt es zwar schon mal zu überwinden. Aber im Großen und Ganzen lief es richtig gut und die Rückmeldungen der Teilnehmer waren durchweg positiv.

Über Konferenzsystem
Detektiv-Fähigkeiten gelernt

Vormittags standen Workshops auf dem Programm. Dazu konnten sich die Kinder über das Konferenzsystem Zoom einwählen und sich zwischen Themen wie Geheimschrift, Fingerabdrücke nehmen, Kompass-Bau oder Code lösen entscheiden. Mit einem Klick kamen sie in einen eigenen virtuellen Raum und lernten angeleitet von einem Betreuer zusammen mit anderen Kindern eine neue Detektivfähigkeit.

„Unsere Idee dabei war, dass wir die Eltern an diesem Wochenende nicht mit den Aufgaben allein lassen, sondern ihnen so auch ein wenig Entlastung verschaffen“, erklärt Meike Kempkens. Und das klappte auch gut. In einigen Familien waren die Eltern aber auch ganz froh, selbst etwas von diesem Pfingstzeltlager-Feeling miterleben zu können. Nicht selten waren die Eltern selbst als Kinder beim Pfingstzeltlager dabei  und haben nun bei den Abenteuern mitgefiebert und das Lagerleben genossen – vielleicht auch samt dem Geschmack von Zitronentee.