Konzert: Ein kalifornischer Freigeist
Jacqui Naylor aus San Fransisco singt im Campus.
Kempen. San Fransisco gehört zu den amerikanischen Städten, ohne die populäre Musik heute nicht da wäre, wo sie steht. Bunt, fröhlich, liberal und auch inspirierend wirkte die kalifornische Metropole auf Künstler, die dorthin kamen, lebten und schufen.
Hört man die Musik der kalifornischen Jazzsängerin Jacqui Naylor aus dieser Perspektive, so ist es kein Wunder, dass diese sagenhaft sonnig, elegant expressiv und erfrischend freigeistig klingt. Die Sängerin machte im Zuge ihrer Frühjahrstournee am Samstag in Kempen Station.
Ihr musikalisches Verständnis geht über das genretypische Improvisieren hinaus, Naylors Markenzeichen ist eine sehr große Interpretationsfähigkeit. Diese geht vor allem aus ihren Eigenkreationen, sogenannten „Acoustic Smashes“, hervor.
Dies meint musikalische Verbindungen von Jazz und Rocktiteln, wie man sie bislang noch nicht gehört hat. So vermischt Naylor beispielsweise „My funny Valentine“ mit „Back in Black“ von AC/DC oder Gershwins „Summertime“ mit „Whipping post“ der Allman Brothers. Diese neue Versionen sind interpretatorisch weit aufgefächerte Lieder mit doppelter Strahlkraft.
Aus alt mach neu — so einfach ist es aber nicht. Denn mit ihrer kuschelig-warmen Stimme streift sie stil- und zielsicher durch Zeit und Raum, schafft eine ihr höchsteigene Atmosphäre, einen samtigen Mantel mit glitzernden Momentan. Jacqui Naylor hat es nicht nötig, diesen Mantel keck zu lupfen — sie überzeugt mit friedlicher Stimmgewalt. Nach 2009 war es der zweite Auftritt des „Californian Girls“ in Kempen — und wird hoffentlich nicht der letzte gewesen sein. kr