Grefrath/Kreis Viersen. Ein Bekenntnis zum Eisstadion

Grefrath/Kreis Viersen. · Ein Gutachten empfiehlt, dass der Kreis Viersen in Grefrath Gesellschafter wird. Nun geht es um die Art und Weise einer Beteiligung: Wie viel Geld des Kreises muss her, um den Sanierungsstau aufzulösen?

Neben der Eissporthalle verfügt die Sport- und Freizeit GmbH in Grefrath über eine 400-Meter-Bahn und ein überdachtes Außenfeld.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Seit vielen Monaten kämpfen die Verantwortlichen des Grefrather Eissportzentrums um den langfristigen Erhalt der 1972 eröffneten Anlage. Ein wichtiger Bestandteil dieses Kampfes ist ein finanzielles Engagement des Kreises Viersen. Geschäftsführer Bernd Schoenmackers und die Gemeinde Grefrath als 100-prozentige Gesellschafterin der Sport- und Freizeit GmbH werben darum, dass sich der Kreis an der Gesellschaft beteiligt, um den Sanierungsstau im Eisstadion langfristig auflösen zu können. Der politische Wille dazu ist da: CDU, SPD, FDP und Grüne befürworten einen Einstieg des Kreises. In welcher Form dies geschehen soll, darum wird es in den kommenden Wochen gehen. Erstmals im Organisations- und Personalausschuss am 21. Februar. Der Kreistag soll sich am 28. März zum Thema beraten.

Teile der Fraktionen kennen aber schon die wichtigsten Zahlen eines Gutachtens, das die Kreisverwaltung auf Wunsch der Politik in Auftrag gegeben hatte. Kreisdirektor Ingo Schabrich bestätigt auf Anfrage der WZ, dass die Verwaltungsspitze die Kernaussagen bei den Haushaltsberatungen von CDU und SPD am vergangenen Wochenende vorgestellt hat. In Gänze werde das Gutachten in den nächsten Fachausschüssen vorgestellt – seit Dienstag steht es auch schon auf der Homepage des Kreises Viersen.  

„Für uns steht außer Frage, dass das Eissportzentrum von vielen Bürgern aus dem Kreis Viersen und darüber hinaus genutzt wird“, so Schabrich. Insofern sei die Frage nach einem Engagement des Kreises Viersen „natürlich naheliegend“. „Das Gutachten kommt ganz klar zu dem Ergebnis, dass dies – wenn man es denn will – über eine Beteiligung geschehen sollte“, sagt der Kreisdirektor.

„Nun wird es in den kommenden Wochen und Monaten auch noch um das Wie gehen“, sagt Ingo Schabrich. Eine wichtige Zahl dabei ist die Summe, die in den nächsten Jahren investiert werden muss, um die umfangreichen Sanierungen durchführen zu können. Das Gutachten kommt laut Schabrich auf einen Betrag von 4,8 Millionen Euro, der möglichst in den kommenden fünf Jahren investiert werden sollte. Damit liege das Gutachten rund 800 000 Euro über der vom Eissportzentrum selbst kalkulierten Summe. Ein Unterschied, der laut Schabrich aber kein Problem darstellen sollte.

Gesprochen werden müsse aber über die Art und Weise eines Einstiegs des Kreises, der über eine Kapitalaufstockung geschehen soll. Laut Schabrich hat die Gesellschaft derzeit ein Eigenkapital von 2,2 Millionen Euro (100 Prozent Gemeinde Grefrath). Möglich wäre es, dass der Kreis mit der Investitionssumme von 4,8 Millionen Euro in die Gesellschaft einsteigt – dann hielte der Kreis einen Anteil von 69 Prozent. Eine Option, die auch die beauftragten Wirtschaftsprüfer von RSM aus Krefeld für realistisch halten, so Schabrich.

Schabrich will in Sachen
Beschluss aber noch warten

In den Überlegungen muss laut Schabrich aber auch die mögliche Bundesförderung für Sanierungen eine Rolle spielen. Wie berichtet, hofft die Gemeinde noch auf einige Millionen aus Berlin. Aus einem Topf des Bundesinnenministeriums sind bis zu vier Millionen Euro möglich. Eine Entscheidung dazu lässt aber weiterhin auf sich warten – womöglich gar bis Ende März. Je nach Höhe des Zuschusses müsste sich auch wieder etwas an der Summe zur Kapitalaufstockung ändern, ergänzt der Kreisdirektor. Schließlich dürfe der Anteil des Kreises an der Gesellschaft nicht unter 50 Prozent fallen. In diesem Bereich sieht die Verwaltungsspitze noch einige grundsätzliche offene Fragen. Weshalb es besser wäre, die Zuschuss-Entscheidung aus Berlin abzuwarten, findet Schabrich. „Aus unserer Sicht sollte ein Beschluss zur Beteiligung erst danach fallen, da ohne die Höhe der Zuschüsse zu kennen, die Frage letztlich nicht entscheidungsreif ist“, sagt Schabrich.

Der Kreisdirektor ergänzt, dass der Einstieg des Kreises womöglich auch nicht förderlich für die Förderung des Bundes sein könnte. Wenn man in Berlin sehe, dass schon ein neues Konstrukt entstanden ist, könnte das die Fördersumme möglicherweise schmälern.

CDU: Kreis-Beteiligung erhöht Chance auf Landesmittel

Diese Gefahr sieht die CDU-Fraktion nicht. Im Gegenteil: Durch ein Engagement des Kreises Viersen würde man auch mit Blick auf mögliche Förderung die Bedeutung der Anlage für die Bevölkerung erhöhen, findet Fraktionschef Peter Fischer. In diese Richtung habe der CDU-Landtagsabgeordnete Marcus Optendrenk auf Landesebene viele Gespräche geführt und Kontakte geknüpft. Zum Beispiel zu Andrea Milz, Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt. „Aus sportfachlicher Sicht begrüße ich die Überlegungen des Kreises Viersen sehr, gegebenenfalls der Betriebsgesellschaft beizutreten und damit die Akzeptanz und Identifikation der gesamten Region mit dem Eisschnelllaufstadion Grefrath deutlich zu machen“, heißt es in einem Schreiben von Milz an Optendrenk.

Für die CDU sei daher gut vorstellbar, durch die Kreis-Beteiligung weitere Landesmittel für das Eisstadion generieren zu können. Dies sei umso wichtiger, weil der Status des bundesweiten Olympiastützpunktes für Eisschnelllauf im vergangenen Jahr verloren gegangen ist (die WZ berichtete).

Weil der grundsätzliche Wille von vier Fraktionen und auch der Kreisverwaltung zum Einstieg in die Gesellschaft vorhanden sei, will die CDU nun auch keine Zeit mehr verlieren. „Unabhängig vom Thema Bundesförderung wollen wir bald einen Grundsatzbeschluss fassen“, so Peter Fischer. „Selbstverständlich“ aber erst, wenn das Gutachten vollständig in den Fachausschüssen und im Kreistag vorgestellt und beraten wurde. Mit Blick auf die Kapitalaufstockung schwebt der CDU eine „partnerschaftliche Beteiligung“ vor. Heißt, dass es zum Beispiel auf einen 50,1-Prozent-Anteil des Kreises hinauslaufen könnte. Dann verblieben 49,9 Prozent bei der Gemeinde Grefrath.

„Uns ist allen klar, dass das Eisstadion für viele Bürger im Kreis Viersen und über die Grenzen hinweg von großer Bedeutung ist“, sagt Fischer, der in Kempen wohnt. Zudem sei dort in den vergangenen Jahren im operativen Geschäft gute Arbeit geleistet worden. „Die Jahresbilanzen stimmen“, so Fischer. Mit Blick auf die aufwendigen Sanierungen müsse nun aber Hilfe her.

SPD-Fraktionschef: Eisstadion hat besonderen Stellenwert

Die SPD will die Beteiligung des Kreises Viersen ebenfalls vorantreiben. „Grundsätzlich ist ja klar, dass wir das alle wollen“, sagt Fraktionschef Hans Smolenaers. Das Gutachten und die Haushaltsberatungen mit der Verwaltungsspitze hätten die Sozialdemokraten in diesem Willen bestätigt. „Das Eisstadion hat eine überregionale Bedeutung und ist nicht mit dem Status eines Freibads oder ähnlichem zu vergleichen“, sagt Smolenaers. Der Bitte der Verwaltungsspitze, noch abzuwarten bis im ganzen Prozess mehr Klarheit herrscht, wolle die SPD aber nachkommen. Man erwarte nun zunächst die Ausschusssitzungen zum Thema, so Smolenaers.

FDP muss sich noch eine abschließende Meinung bilden

Die FDP konnte sich zum aktuellen Stand noch keine Meinung bilden. „Unsere Haushaltsberatungen waren bereits am ersten Februar-Wochenende“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Hans-Willy Troost. Zu diesem Zeitpunkt hätten noch nicht alle Ergebnisse vorgelegen. Daher habe Kämmerer Thomas Heil (FDP) den Liberalen nur Eckpunkte vorstellen können. „Diese reichen noch nicht aus, um eine abschließende Meinung zu haben“, sagt Troost. Eine vollständige Information der FDP-Fraktion werde es aber in Kürze geben.

Die Grünen sehen sich durch
das Gutachten bestätigt

Auch bei den Grünen kamen die Haushaltsberatungen etwas zu früh für die Ergebnisse des Gutachtens. „Inzwischen ist uns das Gutachten zugesandt worden. Wir werden uns jetzt in Gänze damit befassen“, so Grünen-Fraktionschef Jürgen Heinen. Im Kern bestätige das Gutachten aber das, was die Grünen schon vor rund elf Monaten in einem eigenen Antrag formuliert hätten. „Die Beteiligung des Kreises Viersen ist ein Weg, das Eissportzentrum langfristig gut aufzustellen“, sagt Heinen. An dieser Grundhaltung werde man gemeinsam mit den anderen Fraktionen festhalten. Nun gehe es in den nächsten Sitzungen um die Ausarbeitung der Details.