Liegt die Leiche im Beton?
Eine Spezialfirma hat im Keller der Villa Horten geforscht. Es gibt einen Hinweis, dass Dagmar Knops dort im Boden liegen könnte.
Kempen. Im Mordfall Dagmar Knops untersucht die Polizei jetzt den Keller der Villa Horten. Ein anonymer Briefschreiber hatte einen Hinweis darauf gegeben, dass die Leiche der vor 20 Jahren verschwundenen Studentin dort einbetoniert sein könnte- die WZ berichtete ausführlich.
Am Donnerstagmorgen waren Mitarbeiter der Heinsberger Firma von der Lieck vor Ort, die gemeinsam mit der Polizei den Untergrund nach Auffälligkeiten absuchten. Die Villa, die im März 1988, als Dagmar Knops verschwand, gerade saniert wurde, verfügt über zwei Kellerböden - völlig normal für Häuser dieses Alters, wie der Leiter der Mordkommission "Dagmar Knops", Ingo Thiel, weiß.
Der obere Boden wurde für die Ermittlungen abgetragen, so dass die Analyse des Untergrunds durch den zweiten Boden erfolgt, der etwa 70Zentimeter tiefer liegt.
Auf diesem haben Christoph Thielen und Michael Stavrakas von der Firma von der Lieck ein Kreide-Raster aufgezeichnet, durch das sie elektromagnetische Impulse in die Erde leiten. In bis zu sechs Metern Tiefe kann das Impuls-Radar-Gerät die Beschaffenheit des Untergrunds erkennen und auf einem Monitor abbilden.
"Silhouetten erkennen wir allerdings nicht", erläutert Thielen, der für die Messtechnik verantwortlich ist. Ob sich die Leiche tatsächlich unter der Villa Horten befindet, kann die elektromagnetische Struktur-Analyse also nicht sofort zeigen, vielmehr muss zuerst der ganze Kellerboden Stück für Stück untersucht werden. Dann entsteht eine würfelartige Abbildung des Untergrunds, auf dem verdächtige Veränderungen der Bodenstruktur erkannt werden können.
"Wenn wir ein solches Ergebnis bekommen, werden wir mit anderen Mitteln, etwa mit Leichenspürhunden, weiterarbeiten", sagt Kommissar Ingo Thiel, der zuversichtlich ist, der Lösung des Falls im Horten-Keller näherzukommen: "Sonst würden wir diesen Aufwand nicht betreiben."
In einem ähnlichen Fall in Heinsberg ist dank dem Bodenradar der Firma van der Lieck eine unter 17 Kubikmetern Beton verborgene Frauenleiche entdeckt worden.
Die Kripo sucht im Zuge der Ermittlungen Arbeiter, die seinerzeit an der Sanierung der Villa Horten mitgewirkt haben. Auch alte Fotos von der Villa horten wären hilfreich. Tel. 02161/290.
Patrizierhaus: Bei der Villa Horten am Burgring73 handelt es sich um eines der herausragenden Patrizierhäuser der Stadt Kempen.
Horten: Das Gebäude mit spätklassizistischer Fassade und Formen der Neo-Renaissance wurde 1870 von einem Zweig der Warenhaus-Dynastie Horten erbaut. Henriette Horten diente das Haus als Domizil.
Nutzung: Nach 1945 war dort das Rathaus untergebracht, später die Kreisverwaltung.
Sanierung: 1988, als Dagmar Knops verschwand, befand sich die Villa im Umbruch, eine Sanierung stand kurz bevor. Eine Tiefgarage sowie ein Anbau wurden Zug um Zug angelegt.
Heute: Momentan wird die Villa teils zu Wohnzwecken, teils für Bürozwecke genutzt.