Meilerfest in Grefrath: Holzkohle wie im Mittelalter produziert
Köhlergruppe Reichswalde aus Kleve schichtete Buchenholz auf.
Grefrath. Dann und wann hatten sich Anwohner im Umfeld des Niederrheinischen Freilichtmuseums schon mal Sorgen gemacht. Vom Gelände rund um die Dorenburg hatte es in den vergangenen Tagen schon ganz schön nach Qualm gerochen. Ganz so, als ob eines der historischen Gebäude auf dem Museumsareal in Flammen geraten wäre.
Doch der Qualm war geplant. Seit Ende Mai waren die Mitglieder der Köhlerei Reichswalde aus Kleve auf dem Gelände zu Gast, um Holzkohle wie zu Zeiten des Mittelalters zu produzieren. Den Abschluss der erfolgreichen Premiere bildete am Samstag das Meilerfest, bei dem Besucher dann Holzkohle von Spitzenqualität kaufen konnten.
Meiler-Kohle unterscheidet sich stark von Holzkohle aus dem Supermarkt. Letztere enthält nur 70 Prozent Kohlenstoff, Meiler-Kohle aus dem Reichswald hingegen hat einen Kohlenstoffgehalt von 92 Prozent. Das hatten die Experten aus Kleve schon zum Start gegenüber der WZ erklärt. „Gute Kohle stinkt nicht und lässt sich leichter entzünden, als weniger hochwertige. Außerdem kann man sie ablöschen und noch einmal verwenden“, sagte Wilhelm Papen von der Köhlergruppe. „Wer gerne grillt, reibt sich die Hände danach.“
Seit 1992 haben Papen und die Mitglieder der Köhlerei aus Kleve es sich zur Aufgabe gemacht, die alte Tradition fortzuführen. Insgesamt hat die Gruppe 18 Mitglieder.
Wilhelm Papen von der Köhler-gruppe Reichswalde aus Kleve
In Grefrath hatten die Klever einen rund 2,50 Meter hohen und 4,50 Meter breiten Meiler auf dem Museumsgelände errichtet. Insgesamt vier Köhler waren dauerhaft vor Ort, weil der Meiler rund um die Uhr überwacht werden musste.
„Wir arbeiten nur mit Buchenholz, theoretisch kann aber jedes Holz verwendet werden“, erklärte Papen. Im Inneren eines Meilers befinden sich in der Regel mehrere Schichten des trockenen Holzes, das zu einem Stoß aufgetürmt wird. Dieser fasst 17 bis 18 Raummeter. Der gesamte Holzstoß wird mit Mutterboden abgedeckt, so dass nach dem Entzünden durch Luftabschluss langsam Holzkohle entsteht.
„Damit keine ungewollten Löcher aufplatzen, wird der Erdmantel ständig festgeklopft“, so Papen. Da Feuer und Glut aber Luft brauchen, um zu brennen, sind einige Löcher im Meiler gewollt. Die Rauch- und Zuglöcher werden mit dem sogenannten Ruhmenstecher platziert. Damit sie an Ort und Stelle bleiben, setzen die Reichswalder Köhler Metallrohre ein, die verschlossen werden können. „Die Löcher an der Wind abgewandten Seite werden geöffnet. Außerdem wird durch den Raum unter den Paletten Luft in den Meiler gezogen. Das kann man sehen, wenn man eine Zigarette an den Meiler hält“, erklärt Papen. Idealerweise sollte es für den Meiler trocken sein, die Temperaturen bei 15 bis 20 Grad liegen.
Der immense Aufwand hatte sich in Grefrath gelohnt. Zahlreiche Besucher kamen am Samstag zum Abschlussfest und nahmen sich den einen oder anderen Sack Kohle mit. Der Preis für die hochwertige Meilerkohle lag bei zehn Euro pro Fünf-Kilo-Einheit. Red