Nettetal: Alte Migranten sind oft einsam
Der Demografie-Katalog wird überarbeitet.
Nettetal. Sind sie in Vergessenheit geraten, die Nettetaler Bürger ausländischer Herkunft? "Die Situation älterer Mitbürger mit Migrationshintergrund wird mit keinem Wort erwähnt", klagte Norbert Schneider im Integrationsrat am Donnerstag.
Der viel diskutierte Demografie-Katalog, der als Grundlage für neue Planungen in der Stadt dient, soll deshalb ergänzt werden. Auch sonst, so wurde in der Sitzung im Bürgerbüro Breyell deutlich, gibt es manche Probleme ausländischer Mitbürger in Nettetal aufzuarbeiten.
"Verwitwete Türken ohne Kinder bekommen im Alter Probleme, sie sind einsam. Das gilt auch für viele Russen hier", erklärt Ratsvorsitzender Tahir Yavuz. Normalerweise würden die Alten von ihrer Familie versorgt und gepflegt. Die Pflegefälle allein stehender Älterer allerdings würden unter Landsleuten wie überhaupt in der Stadt zu wenig wahrgenommen.
Auf Vorschlag von Norbert Schneider sollen im Demografie-Katalog nun Situation und Probleme von Migranten besondere Erwähnung finden. Zwar verbringen laut Yahuz etliche Türken im Rentenalter auch viel Zeit in ihrem Heimatland, "sofern sie es sich leisten können". Doch die nachwachsenden Generationen hätten ihre Wurzeln hier, sie würden hier alt - und womöglich zum Pflegefall.
Viel Aufklärungsbedarf gibt es auch bei jungen Eltern mit Migrationshintergrund: "Bei der Entscheidung, auf welche weiterführende Schule ein Kind geht, sind leider Begabung und Chancen der Schüler oft nicht ausschlaggebend", berichtete Monika Joannidis. Im Mädchen-Netzwerk habe sie erfahren, dass die Schulentscheidung meist Sache der Mütter sei - und die wählen mitunter einfach den vermeintlich sichersten Schulweg: "So kann es sein, dass ein begabtes Kind nicht auf die Realschule geht, weil die in einem anderen Stadtteil liegt."
Darum versprach Tahir Yavuz, in der türkischen Gemeinde für Aufklärung zu sorgen. Und Norbert Schneider will den Grundschulen anbieten, dass Mitglieder des Integrationsrats bei Info-Veranstaltungen über weiterführende Schulen die Situation erläutern: "Für die Zukunftschancen von Kindern mit Migrationshintergrund und für ihre Integration ist die bestmögliche Schulbildung wichtig."