Netzwerk Integration: Tote Hose in Kaldenkirchen?

Im Spielecafé diskutieren Jugendliche mit Politikern über ihre Probleme und Wünsche. Sie vermissen Treffpunkte auch für junge Mütter.

Kaldenkirchen. Dunkel und gefährlich, Stolperfallen ringsum, wer sich trotzdem herwagt, ist unerwünscht: "Wir sind noch keine 20 Minuten hier, dann kommen schon die Bullen, weil sich die Anwohner beschweren", schimpft Manuel, "aber wir haben doch sonst nix, nur die Hütte am Markt."

Genau deshalb sind Manuel und seine Freunde ins Jugendheim Spielecafé gekommen: Um den Politikern zu sagen, was ihnen nicht passt in Kaldenkirchen, welche Wünsche sie haben. Offene Aussprache ist angesagt beim Treffen Netzwerk Integration am Mittwochabend.

"So genannte Ausländer sind nicht das Problem", erklärt Dennis, "wir kommen alle klar miteinander." Der junge Kurde ist einer von vielen Deutschen mit anderer nationaler Herkunft, aus Russland, Polen, Spanien, aus der Türkei. Sie begrüßen sich herzlich: "Na, Alter!" Abklatschen, Wangenküsse: "Eh, du Ei!" Und sie lachen. Haben Mützen oder Kappen auf, hängen lässig auf Bänken und Sofas.

Etwas steif stehen einige Lokalpolitiker daneben, manche reden in Arbeitsgruppen mit den jungen Leuten, andere bleiben unter sich. In der großen Runde am Schluss aber sind sie alle zusammen.

Die jungen Bürger zählen die Folgen einer Jugendpolitik auf, die bislang nur im Rathaus gemacht wurde- ohne die Betroffenen einzubeziehen: Basketballplatz untauglich, Bolzplatz mit Löchern, Hütte am Marktplatz ohne Licht, kein richtiger Zugang, holprig der Boden, in der dunklen Jahreszeit deshalb schon nachmittags "total tote Hose". Dass sich Anwohner dort schnell beschweren, dafür haben die Jugendlichen Verständnis: "Wenn 20 Leute da sind, ist’s nun mal laut", sagt ein junger Mann.

Kein Verständnis haben sie für die vielen Polizeikontrollen am Markt. Niro aus Brüggen meint: "Meine Familie stammt aus Sri Lanka, die Eltern wollen nicht, dass ich nach Kaldenkirchen komme, da kriegt man zu leicht Drogen, da sollte die Polizei mal aufpassen."

Der russischstämmige Alex klagt: "Wo sollen wir hin, hier ist absolut nix los." Das evangelische Spielecafé sei abends früh zu, das katholische Convent nur für Messdiener: "Eine Hütte am Bolzplatz am Wald wär gut, da stören wir keinen." Ungestört möchten auch manch junge Erwachsenen sein. Ein Mädchen kritisiert: "Wir jungen Mütter können nirgends zusammen mal in Ruhe einen Kaffee trinken."

Einige Mängel wie Löcher im Bolzplatz ließen sich gewiss schnell beheben, meint Silke Buestgens vom Sozialamt: "Das geben wir an die Fachbereiche zur Prüfung weiter. Anderes muss in den Gremien beraten werden."

Jugenddezernent Armin Schönfelder lädt die jungen Leute ein: "Kommt dahin, wo die Entscheidungen fallen, in die Ausschüsse, ins Rathaus." Die Betroffenen sehen’s eher von der praktischen Seite: "Wenn da was zu arbeiten ist, am Bolzer oder so", ruft ein junger Mann, "da können wir gerne mithelfen."