Gesamtschule in Lobberich: Unterricht ist in Gefahr

Die Bezirksregierung setzt der Stadt die Pistole auf die Brust: Sie soll endlich zwei neue Klassenräume bauen.

Lobberich. Hat die Stadt gepennt oder gepatzt? "Ich weiß nicht, wie wir in den nächsten drei Schuljahren mit den behinderten Schülern arbeiten sollen", klagte Roland Schiefelbein. Der Leiter der Breyeller Gesamtschule kritisierte, die Stadt habe Anträge auf neue Räume für den so genannten gemeinsamen Unterricht verzögert. Der Schulausschuss bemühte sich deshalb auf seiner Sitzung am Dienstagabend im Rathaus um einen Kompromiss.

Kritik an der Stadt kommt auch aus Düsseldorf. "Die Bezirksregierung hat der Stadt die Pistole auf die Brust gesetzt", sagte Schiefelbein. Hintergrund: Die Förderung des gemeinsamen Unterrichts muss bislang für jedes Schuljahr neu beantragt werden.

Die Gesamtschule möchte dauerhaft mehr Kinder mit Behinderungen- derzeit sind es 19- in den Unterricht einbeziehen. Bedingung aus Düsseldorf: Zwei neue Betreuungsräume müssen her, für das laufende Schuljahr soll der Stadtrat nachträglich dem Neubau zustimmen.

Dabei schienen die Weichen längst gestellt: Laut Beschluss von 2006 sollten die zwei Räume schon für dieses Schuljahr fertig sein. "Aber seitdem ist nichts passiert", bemängelte Schiefelbein. Schuldezernent Armin Schönfelder gab zu, man habe die "verschärfte Gangart der Bezirksregierung" zu spüren bekommen. Der Erste Beigeordnete deutete an, in der Verwaltung habe es "wohl Widerstände" gegeben.

Damit sich in der Gesamtschule nicht langfristig sechs Jahrgänge einen Raum mit speziellen, teils großen Unterrichtsmaterialien für Behinderte teilen müssen, empfahl der Ausschuss, der Rat soll dem Bau von zwei neuen Räumen an der Gesamtschule erneut zustimmen, spätestens zum Schuljahr 2010, möglichst aber schon 2009.

In CDU-Kreisen indes, so ist zu hören, gibt es Bedenken, ob das Vorhaben nötig sei: Schließlich werden laut Schulentwicklungsplan die Schülerzahlen sinken - und dadurch mehr Räume frei.

Dieser Schulentwicklungsplan 2008 für Nettetal sagt jedoch vor-aus: Der Trend geht mehr zur Gesamtschule als zum Gymnasium. Immerhin, so Hubertus Schober von der Projektgruppe Bildung und Region, müsse in Nettetal trotz sinkender Schülerzahl um 20 Prozent "keine Schule geschlossen" werden.

Obwohl der Plan noch nicht genau bekannt ist, setzte eine heftige Diskussion ein - bis Hans Kettler (SPD) das "Stammtischniveau" anprangerte. So wird der Ausschuss sich auf Vorschlag der Vorsitzenden Beatrix Müllers-Kostas (CDU) auf der nächsten Sitzung im März 2009 intensiv damit befassen. Bis dahin soll auch der Stadtrat über den Bau der neuen Räume für die Gesamtschule beschlossen haben.