FDP in Kempen: Kadagies wirft die Brocken hin

Die liberale Leitfigur tritt zurück. Grund: Mobbing und Intrigen. Die Partei steht nun vor einem Scherbenhaufen.

Kempen. Udo Kadagies ist nicht mehr Mitglied der FDP und hat alle Ämter bei der Kempener Ratsfraktion niedergelegt. Beim außerordentlichen Stadtparteitag am Montagabend im Hotel Papillon sollten die Weichen für die Kommunalwahl 2009 gestellt werden- mit dem Spitzenkandidaten Kadagies. Stattdessen trat der Fraktions- und Parteivorsitzende zurück. Kadagies beendete damit abrupt sein 15Jahre währendes Engagement für die FDP in Kempen.

Grund für den plötzlichen Rücktritt seien laut Kadagies Spannungen in Partei und Fraktion gewesen. Zusätzliche interne Querelen hatten ihm zu schaffen gemacht. "Eine sachliche und menschliche Kommunalpolitik ist in dieser FDP nicht mehr möglich", sagte Kadagies auf WZ-Nachfrage.

In einer persönlichen Stellungnahme sagt Kadagies: "Ich musste in den letzten vier bis fünf Jahren immer mehr Energie darauf verwenden, ideologische und populistische Anträge oder gar Mobbing gegen ehrenamtlich tätige Parteifreunde zu verhindern oder wenigstens abzumildern." Von seiner Kritik nimmt Kadagies Christel Scommoda und Heinz Giesen aus, die beide neben seiner Schwester Irene Wistuba mit ihm im Stadtrat sitzen.

Da Kadagies auch aus der FDP ausgetreten ist, findet der nächste Stadtparteitag der Liberalen ohne ihn statt.

Nachdem Kadagies am Montag den Saal verlassen hatte, zeigten sich die übrigen FDP-Mitglieder schockiert. "Wir wußten davon nichts", sagte Jens Grundei. Seine Einschätzung der Lage: "Nun fliegt uns der ganze Kram um die Ohren."

Dennoch wollte der stellvertretende Parteivorsitzende Kadagies’ Ausführungen zurechtrücken. Sicherlich habe es Streitpunkte gegeben, aber nicht in der Form, die einen solchen Schritt rechtfertige. "Die gute Arbeit, die wir in der Fraktion leisten, hat nicht Streitigkeiten zur Grundlage", sagte Grundei. Kadagies Worte könne er nicht nachvollziehen.

Der FDP-Kreisvorsitzende Wolfgang Lochner schien mit einer solchen Entscheidung gerechnet zu haben: "Die Entscheidung ist absehbar gewesen." Jetzt gelte es, gezielt den Nachwuchs in die Partei einzubinden und zu fördern.

Die Kempener FDP ist nun gezwungen, schnell eine Vorstandssitzung anzuberaumen. Offen ist die Zukunft von Gisela Kadagies. Die Ehefrau von Udo Kadagies ist Fraktionsgeschäftsführerin.

Schade! Mit Udo Kadagies verliert die Kempener Politik eine markantePersönlichkeit. Ohne diesen Liberalen wird es im Stadtrat trister. Undder 50-Jährige hat der Partei in der Thomasstadt ein Profil gegeben.FDP-KK ohne Kadagies- das ist für viele unvorstellbar.

Einige werden in Udo Kadagies jetzt wieder den politischenPoltergeist ausmachen, der diesen donnernden Austritt brauchte, sichins Rampenlicht zu stellen. Andererseits wirft dieser unrühmlicheAbgang ein Schlaglicht auf die politische Kultur in Kempen, um die esnicht zum besten bestellt zu sein scheint. Also, man kann demscheidenden FDP-Mann vieles vorwerfen, aber er hat immer "freiSchnauze" seine Meinung vorgetragen. Ansichten eines Unbequemen- unddie FDP hat jetzt ein Problem.