Nettetaler CDU: Erlöse statt Naturschutz

Die Venloer Heide soll mit amerikanischen Nadelbäumen aufgeforstet werden. Und: Fast fertig ist das neue Schutzgebiet für Rohrdommeln.

Nettetal. Über den Haufen geworfen hat der Umwelt-Ausschuss das Naturschutz-Prinzip, möglichst keine fremden Gewächse anzupflanzen: Die CDU-Mehrheit segnete Donnerstagabend im Rathaus die Aufforstung der Venloer Heide in Leuth mit amerikanischen Douglasien ab. Grüne, SPD und FDP waren strikt dagegen. Einmütig indes begrüßten alle Fraktionen ein außergewöhnliches Naturschutz-Projekt: An der Nette entsteht ein neuer Lebensraum für die in NRW ausgestorbene Rohrdommel.

"Was soll das überhaupt?", wunderte sich Rolf Spitzkowski (SPD). Und nicht nur er. "Im wirtschaftlichen Interesse" sollen 2009 in der Venloer Heide Douglasien gepflanzt werden. So steht es im Forstwirtschaftsplan 2009 des Forstamts Niederrhein. Die Douglasie, ein Favorit der Holzindustrie, soll in Gruppen zwischen heimischen Buchen und Eichen wachsen.

"Das steht der Entwicklung mit heimischen Gehölzen im Wege", mahnte Guido Gahlings (Grüne). "Da ist abzuwägen, ob der Naturschutz an erster Stelle steht oder die Erlöse der Holzwirtschaft", erklärte Heike Meinert vom Grünflächenamt.

Kompromisse schienen möglich: SPD, Grüne, FDP schlugen die Anpflanzung vergleichbarer europäischer Gehölze vor. Doch Christian Stein (CDU) winkte ab: "Der Förster wird schon wissen, was richtig ist. Wir sollten den Fachleuten vertrauen." Dabei haben die Experten der Biologischen Station Krickenbecker Seen Bedenken angemeldet.

Die Opposition wollte weiter diskutieren, die CDU nicht. Stein: "Wir bestehen darauf, der Verkauf spielt auch eine Rolle." Und mit ihrer Mehrheit setzten die Christdemokraten den Forstwirtschaftsplan durch.

Einstimmig billigten die Mitglieder das "Rohrdommel-Projekt", das Ansgar Reichmann, Chef der Biologischen Station, vorstellte. Zwischen Leuther Mühle und De-Witt-See entsteht ein Feuchtgebiet mit Schilf-Anpflanzungen für seltene Lebewesen wie die Rohrdommel, einer hühnergroßen Reiher-Art. Die Arbeiten sind fast fertig, bis Mitte Dezember soll eine Aussichtsplattform stehen. Kosten: mehr als 500000Euro, zum Großteil getragen von Stiftungen und Sponsoren.

In drei bis vier Jahren kann man laut Reichmann vielleicht mit Dommeln rechnen. Bis dahin sind möglicherweise weiter westlich umstrittene Gehölze gewuchert - nämlich amerikanische Douglasien.