Kempen: Frieden statt Faustrecht

Der Film des Vierseners Jirka Bükow dokumentiert die Zeit zwischen 1933 und 1945 im Kreis Viersen. Kempen spielt darin eine Hauptrolle.

Kempen. Jirka Bükow weiß, dass sich ein Film besonders gut als emotionaler Einstieg in die Zeitgeschichte eignet. Deshalb hat der in Viersen lebende Trainer und Berater für Gewaltprävention nun die Zeit unter dem Hakenkreuz auf eine DVD gebrannt. "Kreis Viersen 1933 bis 1945" heißt das 70-minütige Werk.

"Viele Menschen denken, in Berlin und Auschwitz war damals viel los, nicht aber bei uns hier im Kreis", sagt Bükow mit Blick auf seine Recherche, während der es oft hieß, hier sei höchstens eine Bombe gefallen.

Um Jirka Roman Bükows Motivation besser zu verstehen, hilft ein Blick in sein Leben. Am 18. September 1971 wird er in Hamburg geboren, mit sieben Jahren kommen er und seine Eltern nach Kaarst. Ihr Grundsatz: "In allen Belangen Frieden schaffen." Dadurch bekommt Bükow schon in jungen Jahren Demonstrationen für Frieden und gegen Atomkraft hautnah mit. So lernt er: "Wehre Dich, aber konstruktiv!"

Das tat er auch. Er lernte historisches Fechten und Ringen, Judo und Turnen. Anfang der 90er-Jahre dann wurde er Kampfkunsttrainer und -lehrer, gründete den Kampfkunstverein Mönchengladbach (heute Agilitas) und setzte sich mit dem Thema Gewaltprävention auseinander. Bald schon merkte er: "Es gibt einen irrsinnigen Bedarf an Aufklärung."

Heute ist er Freiberufler, handelt im Auftrag richterlicher Weisungen nach Gewaltdelikten und leistet Erziehungsbeistand. Denn gefrustete Leute verschaffen sich durch Faustrecht Respekt. Hinzu kommt, dass jeder heute 18-Jährige statistisch gesehen Zeuge von 200000Gewalttaten geworden ist- über Fernsehen, Computer und Internet.

Diese Fakten bewegten Bükow dazu, einen Film über die Zeit der Nazi-Diktatur im Kreis Viersen zu realisieren. Er recherchierte eineinhalb Jahre, führte 20 Interviews mit Zeitzeugen und Historikern und brachte so 17 Stunden Rohmaterial zusammen. Diese geballten Informationen fassten Krefelder Filmemacher und er auf 70 Minuten zusammen. Am Donnerstagabend war Premiere.

Der Film hat den Anspruch, anschaulich in das Thema NS-Zeit einzuführen. Machtübernahme, Alltag und Verbrechen an Minderheiten werden ebenso thematisiert wie Kriegsbeginn, Einquartierung und Zwangsarbeit.

Die Kempener Karl Wolters (Zeitzeuge) und Dr. Hans Kaiser (Pädagoge, Historiker) kommen ebenfalls zu Wort. Fazit Bükow: "Es gab keinen Frieden in der Zeit." Diese bewegten Bilder jedenfalls machen Geschichte erfahrbar.