Neues Grabfeld für Muslime

Die erste Bestattung auf dem Kempener Friedhof an der Berliner Allee hat bereits stattgefunden. Auch in Willich gibt es Flächen dafür.

Foto: Friedhelm Reimann

Kempen/Willich. Die Stadt Kempen hat auf dem Friedhof Berliner Allee ein spezielles muslimisches Grabfeld eingerichtet, auf dem bereits die erste Bestattung stattgefunden hat. Dort sollen ausschließlich Verstorbene mit muslimischem Glauben bestattet werden, die in Kempen gewohnt haben. Das Grabfeld soll nach Bedarf in kleinen Abschnitten erweitert werden.

Die Art des Grabfeldes wurde in enger Abstimmung zwischen der muslimischen Gemeinde und Vertretern der Verwaltung angelegt, teilt die Stadt Kempen mit. Im November hatte die Stadt erklärt, dass man die Umsetzung erst dann vornehme, wenn sich ein konkreter Bedarf ergebe, damit die Flächen nicht so lange leer lägen. Bei der Umsetzung sollte ein abschnittsweiser Ausbau angestrebt werden.

Nach der ersten Bestattung im Mai habe man sich noch einmal zu einem Gespräch getroffen, sagt Patricia Schürmann, Leiterin des Grünflächenamtes. Es habe dabei und auch im Vorfeld einen „guten Austausch“ mit dem Vorstand der Türkisch-Islamischen Union gegeben. Da die Stadt Träger des Friedhofes ist, hat sie das Grabfeld angelegt. Wichtig ist den Muslimen, dass es sich dabei um „unbefleckte Erde“ handelt. Das heißt, in diesem Bereich dürfen vorher noch keine Bestattungen durchgeführt worden sein.

Für die Gläubigen ist entscheidend, dass die Gräber Richtung Süd-Ost ausgerichtet sind. Das bestätigt Kerim Isik, Vorsitzender der Islamischen Gemeinde in Willich, die rund 270 Mitglieder hat. „Das Grab muss in Richtung Kaaba ausgerichtet sein. Wichtig sind auch die rituelle Waschung und das Einwickeln des Leichnams in ein weißes Tuch“, sagt er. Die Kaaba ist ein Gebäude im Innenhof der Heiligen Moschee in Mekka. Es ist das zentrale Heiligtum des Islam.

Eine muslimische Beerdigung läuft anders ab als eine christliche. Nach dem Gebet in der Moschee wird der Leichnam in einem Sarg zum Friedhof transportiert. Die Beisetzung des Körpers erfolgt ohne Sarg — nur in Leinentücher gewickelt. Dann wird dieser auf die linke Schulter gelegt und in Richtung Mekka ausgerichtet. Der Leichnam wird mit Naturholzbrettern bedeckt und dann Erde darüber verteilt. Die Grabpflege ist ebenfalls anders. So bleibt Unkraut stehen, bis es vertrocknet ist. Eine gepflegte Bepflanzung mit frischen Blumen ist bei den Muslimen hingegen nicht üblich.

Auch auf dem Friedhof in Alt-Willich gibt es bereits seit einiger Zeit ein muslimisches Grabfeld. Eine Bestattung hat dort bisher noch nicht stattgefunden. Allerdings gab es in der Totenhalle eine rituelle Waschung. „Die Beerdigung ist dann aber in der Türkei erfolgt“, sagt Kerim Isik.

Er lobt noch heute das Entgegenkommen der Stadt Willich bei der Einrichtung des muslimischen Grabfeldes. „Der Umbau war nach ein paar Monaten fertig“, erinnert sich Isik. Den Antrag an die Stadt hatte seinerzeit die Christlich Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) Willich gestellt.

In Kempen stand das Thema muslimische Bestattung schon vor rund zwei Jahren auf der Tagesordnung. Damals hatte die Türkisch-Islamische Union der Gemeinde Kempen angeregt, auf einem Friedhof einen Platz zu schaffen, auf dem muslimische Mitbürger nach den Regeln ihrer Religion beigesetzt werden können.

Die ältere Generation der Muslime wolle zwar meist noch in ihrem Heimatland beigesetzt werden, hieß es damals. Jüngere Menschen türkischer Herkunft sind aber häufig deutsche Staatsbürger und hier aufgewachsen. Auch unter den Flüchtlingen, die nach Kempen gekommen sind, gibt es einige Muslime.