Kultur in Kempen Lockeres Jazz-Vergnügen auf der Orgel mit einem guten Schuss Humor

Kempen · Het Orgel Trio aus Utrecht widmete sich in Kempen mit Lässigkeit und Humor der Musik Duke Ellingtons.

Die Musiker präsentierten in der Kempener Paterskirche ihr Programm „Reflections of Duke“.

Foto: Norbert Prümen

(jka) Jazz auf der Orgel? Das klingt nicht nur ungewöhnlich, das ist es auch. Zu hören war dies in der Kempener Paterskirche im Rahmen der Muziek Biennale Niederrhein und als Teil der Kempener Orgelkonzerte bei einem ungewöhnlichen Auftritt der Orgel-Big-Band HOT, wie sich die Formation selbst augenzwinkernd nennt. Das Kürzel steht für Het Orgel Trio – die Band stammt aus Utrecht in den Niederlanden.

Was die Musiker in ihrem Programm „Reflections of Duke“ aus der Musik der Jazzlegende Duke Ellington machen, interpretiert dessen Musik völlig neu. So hat man die Kompositionen des Altmeisters noch nie gehört: Die Band seziert die Titel des Duke, setzt sie neu zusammen und interpretiert sie auf gänzlich neue Weise. Zum Teil werden rund um das Fragment einer Komposition Ellingtons neue Titel von den Bandmitgliedern kreiert. Es entsteht eine experimentelle neue Musik. Das klingt erst einmal fremd, ist aber eine eigenwillige Interpretation, auf die man sich einlassen muss und dann sehr viel Gefallen daran finden kann.

Orgel erwachte bei Crossover
zu neuem Leben

HOT bringt Orgelfans und Jazzfans, die künstlerisch ansonsten eher getrennte Wege gehen, in einem außergewöhnlichen Konzert zusammen. Die Niederländer gestalten das Musikexperiment nicht nur kreativ und auf hohem musikalischem Niveau, sie sind auch mit einer Portion Lässigkeit und Lockerheit und einem guten Schuss Humor bei der Sache.

Zum Trio gehören der ausdrucksstarke Klarinettist Steven Kamperman, von dem bei diesem Konzert auch die meisten Arrangements stammten, der vielseitige Bassist Dion Nijland und Berry van Berkum an der Pfeifenorgel, mit der er bewies, dass auch die Orgel eine Jazzseele hat. Als „special guests“ in Kempen dabei: der Könner an der Trompete, Ruben van Drenth, und der so prächtig improvisierende Joost Buis an der Posaune, in seinem Heimatland als exzellenter Ellington-Interpret bekannt.

Fast orchestral inszeniert werden sowohl Kompositionen des Duke aus seinen frühen Jahren, also vor den 1930er-Jahren, wie auch aus dem Spätwerk nach 1965 zu Gehör gebracht. Zu den frühen Stücken zählten Titel wie „The Mooch“, „Mood Indigo“, „Black & Tan Fantasy“ und „Rockin‘ in Rhythm“, zu den späten Werken „Jubilee Stomp“ und „Come Sunday“. Berry van Berkum ließ sich bei seiner Komposition „Svoboda“ von dem 1968 entstandenen Stück „It‘s Freedom“ und bei „Indiscribable“ von Ellingtons „The Majesty of God“ aus dem Jahre 1973 inspirieren. Auch der Titel „Heaven“ aus den Sacred Concerts war in einer Bearbeitung von van Berkum zu hören. Die Orgel erwachte bei diesem musikalischen Crossover zu neuem Leben. Die Musiker hielt es auch nicht nur an ihrem angestammten Platz, sie suchten sich im Kirchenraum die passenden akustischen Plätze und gestalteten auf diese Weise ein Hörvergnügen von besonderem Reiz.

Eigentlich sollte Berry van Berkum auch auf der kostbaren König-Orgel in der Paterskirche spielen. Doch das ist derzeit nicht möglich: Wegen der Baustelle im Kulturforum Franziskanerkloster ist der Zugang zur Orgelempore aus Sicherheitsgründen untersagt. Das teilte Ute Gremmel-Geuchen zu Beginn des Konzerts den Besuchern mit. Das traditionelle Adventskonzert in der Paterskirche am Sonntag, 27. November, 18 Uhr, kann aber stattfinden – Bürgermeister Christoph Dellmans (parteilos) hatte sich persönlich dafür eingesetzt. Beim Konzert tritt neben Ute Gremmel-Geuchen an der Orgel auch das Vokalquartett Kempen auf.