Präses „hin und weg“ vom Haiti-Projekt
Seit acht Jahren engagieren sich Schüler des Berufskollegs in der Karibik. Kirchen-Vertreter Manfred Rekowski machte sich davon in Kempen ein Bild.
Kempen. Nikolai Gavez ist die Vorfreude anzumerken. Der 20-jährige Brüggener reist in wenigen Wochen nach Haiti. „Ich bin noch nie geflogen“, sagt der angehende Anlagenmechaniker im dritten Lehrjahr. Gemeinsam mit einem Dutzend weiterer junger Männer, die am Kempener Berufskolleg lernen, bleibt er drei Wochen auf der Insel.
Doch nicht etwa, um sich am Strand auszuruhen. Das Team unter Leitung des evangelischen Schulpfarrers Roland Kühne unterstützt das von Erdbeben und Hurrikans geplagten Land beim Aufbau einer schulischen Infrastruktur. „Schüler bauen für Haiti“ heißt das Projekt, das vor acht Jahren in einer Maurerklasse des Berufskollegs als Idee geboren wurde. Regelmäßig fliegen seitdem Azubis im dritten Ausbildungsjahr nach Haiti. Gemeinsam mit Einheimischen bauen sie Schulen und ähnliche Gebäude.
Frederik Som war bereits einmal in Haiti
In Kempen ist die Arbeit der Niederrheiner in der Karibik inzwischen bekannt, nicht zuletzt dank der guten Öffentlichkeitsarbeit von Pfarrer Kühne. Nun hatten die Verantwortlichen die Gelegenheit, es Manfred Rekowski vorzustellen. Er ist Präses, also höchster Repräsentant, der evangelischen Kirche im Rheinland.
Im Rahmen einer Visite des Kirchenkreises kam er auch ins Berufskolleg (siehe Info-Kasten). Und zeigte sich beeindruckt vom Einsatz der Berufsschüler, von denen mehrere anwesend waren. „Ich bin hin und weg, wie das funktioniert“, so Rekowski nach den Ausführungen von Roland Kühne, die von Fotos und kurzen Filmen begleitet wurden.
„Nehmen Sie eigentlich Urlaub dafür?“ Diese Frage stellte der Präses direkt an die Berufsschüler. „Ich habe von meinem Chef eine Woche geschenkt bekommen, die anderen beiden Wochen habe ich selbst genommen“, berichtete Frederik Som. Der 20-jährige Duisburger fährt in diesem Jahr, nach abgeschlossener Maurerlehre, das zweite Mal mit. „Herr Kühne hat mich einen Tag vor Heiligabend angerufen und gefragt, ob ich wieder dabei wäre“, erzählt er im Gespräch mit der WZ. Sofort sagte er zu.
Er berichtet von Familien, die ihre Häuser durch Hurrikan Matthew verloren hätten. „Wir haben sie auf den alten Fundamenten neu aufgebaut.“ Materialien wie Dachpappe und Holz wurden verteilt, auch Babynahrung — alles finanziert durch Spenden.
Diesmal soll eine Dorfgrundschule errichtet werden. Auf dem selben Areal sind zudem ein kleines Waisenhaus und eine Praxis für die medizinische Erstversorgung vorgesehen. Die Schule soll später von einheimischen Lehrerinnen nach der Montessori-Pädagogik betrieben werden.
„Wir werben für das Projekt und bitten um ihre Unterstützung“, sagte Schulleiterin Elke Terbeck in Richtung des hohen Besuchs. Was die jungen Menschen auf der Karibikinsel leisteten, sei nicht selbstverständlich.