Prozess: Falscher Arzt aus Nettetal wollte kein Geld

Vor dem Krefelder Landgericht sagte eine Patientin aus, die massenhaft Pillen schlucken musste.

Krefeld/Lobberich. Nicht auf Krücken wie am ersten Verhandlungstag, sondern im Rollstuhl wurde Hans Peter B. in den Gerichtssaal geschoben. Am Montag sagten vor der zweiten großen Strafkammer des Krefelder Landgerichts zwei der "Patienten" des mutmaßlich falschen Arztes aus Lobberich aus. Zuvor lehnte die Kammer den Antrag der drei Verteidiger ab, ihn als verhandlungsunfähig einzustufen. Nach einer Operation am Fußgelenk leide er unter Schmerzen. Doch in der Haft hatte sich der 45-Jährige nicht untersuchen lassen. {|wzn-related-contentbox|} Noch bevor Hannelore A. (71) dem Gericht schilderte, wie sie der Angeklagte behandelte, übergab sie dem Vorsitzenden Richter Herbert Luczak eine Visitenkarte. "Dr. med. Hans B." steht darauf. Im Glauben, sie habe einen echten Mediziner vor sich, ließ sich die schwer rheumakranke Frau behandeln. "Er machte all’ die Handhabungen wie ein Arzt." Am ersten Tag verabreichte ihr "Dr. med. B." eine Handvoll Tabletten. Sofort habe sie sich übergeben. Ferner gab er ihr Spritzen und nahm ihr Blut ab. Auch eine mehrstündige Infusion verabreichte ihr der Angeklagte. Welchen Inhalt Medikamente, Spritzen und Infusion hatten, habe er der 71-Jährigen nicht erläutert. "Ich wurde immer schwächer." Drohungen gegen Patientin und Familie Woher er die Medikamente bezog, wisse sie nicht. Täglich musste sie während der vierwöchigen Behandlung rund 30 Tabletten schlucken. Dann offenbarte der mutmaßliche Arzt, dass Hannelore A. sogar Krebs habe. Doch die Behauptung widerlegte eine Untersuchung im Krankenhaus. Geld sollte sie dem Angeklagten übrigens nicht zahlen. "Aus ideologischen Gründen" und weil er "Schwerkranke" heilen möchte, helfe "Dr. med. Hand B.". Als sich der 45-Jährige als "Engel" bezeichnete und Drohungen gegen die Frau und ihre Familie aussprach, brach sie den Kontakt ab. Fortsetzung ist am 14. Mai.