Jazz in Krefeld Komplexer Beginn, unterhaltsames Ende

Zum 13. Mal lud der Jazzklub Krefeld zum „International Jazz Day“ auf die Burg Linn. Oberbürgermeister Frank Meyer fungierte wie schon so oft als Schirmherr und sprach ein Grußwort, in dem er – auch nicht zum ersten Mal – „Jazz als Musik der Freiheit“ apostrophierte.

Trompeter Peter Somuah gestaltete mit seiner Gruppe den zweiten Teil des Konzerts auf der Burg Linn.

Foto: Patrick Kenawy

Dieses Mal schaute er dann auf die autokratischen Tendenzen in den USA und zitierte amerikanische Jazzmusiker, die ihre Stimmen gegen den aktuellen amerikanischen Präsidenten erhoben haben. Das Konzert präsentierte dann zwei sehr unterschiedliche Bands.

Drei der vier Musiker des Quartetts Structucture um den Kontrabassisten Roger Kintopf sind der Kölner Jazzszene zuzuordnen, neben Kintopf sind das Victor Fox (Bassklarinette, Tenorsaxophon) und der Schlagzeuger Leif Berger, aktueller Träger des Kölner Jazzpreises. Der Vierte im Bunde ist der in Berlin lebende dänische Altsaxophonist Asger Nissen.

Zwei Alben hat die Band bisher vorgelegt, auf der ein anderer Schlagzeuger zu hören ist. Leif Berger, mit seiner offenen und vielschichtigen Spielweise hörbar ein Schüler von Jonas Burgwinkel, einem der prägendsten deutschen Jazzdrummer, fügte sich aber ganz selbstverständlich in das Konzept der Musik Kintopfs ein.

Dessen Stücke sind stark strukturiert, auch wenn sie scheinbar frei klingen. Abstrakte Melodik und eine Harmonik, die wenig mit herkömmlicher Funktionsharmonik gemein hat, rücken Kintopfs Schöpfungen in Richtung Neue Musik.

Nach der Pause gab es
„Highlife“ von Peter Somuah

Im kunstvollen Geflecht der Stimmen gibt es keine Hierarchie zwischen Begleitung und Solisten, auch wenn die gerade improvisierenden Akteure etwas stärker hervorzutreten scheinen. Von den beiden Bläsern agierte Fox vor allem auf dem Tenorsaxophon expressiver, nutzte auch extensiver ungewöhnliche Spieltechniken. Nissen auf dem Altsaxophon wirkte introvertierter und bei seinen Improvisationen trotz der vorherrschenden abstrakten Melodik manchmal fast lyrisch.

Kintopf ist ein virtuoser Bassist, dessen Linien immer ein eigenes Melodiegewicht behalten, das Zusammenspiel mit Leif Berger am Schlagzeug, dessen Agieren auch nie zu sich unterordnendem Begleiten wird, bot den Bläsern eben nicht eine Grundlage. Wie bei Structucture alle Musiker höchst komplex und vor allem gleichberechtigt zusammen agieren, macht den Reiz ihrer Musik aus.

Nach der Pause ging es dann ganz anders weiter. „Highlife“ hat der aus Ghana stammende Trompeter Peter Somuah sein aktuelles Album benannt, Highlife ist auch ein aus Ghana stammender Musikstil, in dem sich Jazz, Blues und Rhythm and Blues mit afrikanischer Rhythmik mischen. Das war zeitweise durchaus auch tanzbare Fusionmusik mit einer Prise Funk, was Somuah und seine Begleiter, alle aus den Niederlanden, da boten.

Der vorzügliche Conga-Spieler Danny Rombout und Jens Meijer am Schlagzeug zogen straight die Steady Grooves durch, wie es sich für diese Musik gehört, Marijn van der Veen spielte auf dem Kontrabass dazu passende Ostinati. Solistisch eingreifen durfte auch mal Anton de Bruin auf dem Klavier, auf seinem Keyboard begleitete er mit elektronischen Sounds, die an ein sanft verzerrtes E-Piano erinnerten. Die Arrangements erschöpften sich in überschaubaren Akkordschemata von vier bis acht Takten, Themen, die aufgrund ihrer Originalität in Erinnerung bleiben können, sind nicht zu vermelden.

Frontmann Somuah war als kommender Trompetenstar angekündigt worden, hatte aber dafür auf seinem Instrument wenig zu bieten. Er spielte so gut wie keine überspannenden Bögen, bei komplexeren Läufen entglitt ihm so manches Mal die Phrasierung. Das ausdauernde Wiederholen von Riffs kompensierte diesen Mangel kaum. In der mittleren Lage hatte er einen angenehm warmen Klang, dafür aber intonierte er oft unsauber, wenn er sich in die Höhe schrauben wollte. Sein Sprechgesang zwischendurch war charmant, aber als veritablen Sänger kann man Somuah auch nicht bezeichnen. Der International Jazz Day begann also komplex und fordernd und endete dann unterkomplex, aber in Maßen unterhaltsam.