Jeder kannte jemanden, der dort arbeitete. Das Viersener Bürogebäude trägt seit Jahren nicht mehr die Buchstaben der Draftex GmbH. Standorte wurden geschlossen. Grefrath ist heute der letzte der zu Spitzenzeiten sechs Standorte mit einst 3500 Mitarbeitern.
Das Pförtnerhäuschen neben Tor 7 an der Bahnstraße steht geradezu symbolisch für die besseren Zeiten von damals. Dort treffe ich gestern auf mehrere Teenager. Sie sind zum eintägigen Betriebspraktikum gekommen und warten auf ihren Rundgang durchs Werk. Die Schüler sollen Erkenntnisse sammeln, ob eine Ausbildung in dieser Branche eine berufliche Zukunft für sie sein kann.
Nur fünf Minuten begegne ich der harten Realität, als ich mit dem Betriebsrat zusammen sitze und von Dutzenden von Kündigungen und düsteren Zukunftsaussichten höre. Dabei ist das hohe Maß an Identifikation mit der Firma und der Werksadresse deutlich spürbar — das Wir-Gefühl, das die Mitarbeiter haben, weil sie seit jungen Jahren bei Draftex beschäftigt sind.
Die, die bleiben können, klammern sich nun an die Hoffnung auf eine Zukunft. Die Entscheidung darüber liegt in Polen. Nicht mehr in Grefrath. Ruhe ist nicht in Sicht.