Kempen Kempen kämpft um Burg und Archiv

Bürgermeister Rübo erklärte im Rat seine Erwartung, dass ein Neubau in der Thomasstadt errichtet wird.

Kempen: Kempen kämpft um Burg und Archiv
Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Bürgermeister Volker Rübo (CDU) hat am Montagabend ein deutliches Signal in Richtung seines Parteifreundes und Landrates Andreas Coenen gegeben: „Der Rat der Stadt Kempen erwartet vom Kreis Viersen, dass die Stadt Kempen, die ihr Stadtarchiv dem Kreis Viersen 1984 zur Verwahrung übergeben hat, Standort für den Neubau des Kreisarchives wird.“ Per Tischvorlage nahm die Verwaltungsspitze in der Ratssitung Stellung zur Diskussion um die Zukunft der Kempener Burg.

Rübo warb mit der Tischvorlage bei den Fraktionen um Zustimmung: „Der Rat beauftragt die Verwaltung, zusammen mit dem Kreis Viersen nach Vorliegen erster Pläne für den Neubau ein geeignetes Grundstück in der Stadt Kempen zu finden“, heißt es in der Vorlage des Bürgermeisters.

Ferner erneuerte Volker Rübo seine Aussage, dass nach einem vom Kreis gewünschten Auszug des Archives ein längerer Leerstand der Burg nicht zu akzeptieren sei. Falls sich nach der laufenden Machbarkeitsstudie kein geeigneter Investor mit einer neuen Nutzungsidee für die Burg findet, müsse der Kreis zu seiner Verantwortung stehen. „Sollte das Ergebnis der Machbarkeitsstudie ein Marktversagen sein, fordert der Rat der Stadt Kempen den Kreis auf, seine auch im Denkmalschutzgesetz verankerte Verantwortung als Eigentümer eines herausragenden Denkmals wahrzunehmen und einen Leerstand nach Auszug des Kreisarchivs auszuschließen“, lautet die Formulierung der Verwaltungsvorlage.

Mit der Stellungnahme brachte der Bürgermeister auch ins Spiel, dass andere Einrichtungen des Kreises Viersen in der Kempener Burg eine neue Heimat finden könnten. Dies sei der Stadt im Rahmen der Studentenwerkstatt in Aussicht gestellt worden.

In diesem Zusammenhang ist in Kreisen der Politik immer wieder die Rede von der Volkshochschule (VHS), die derzeit ihren Hauptsitz in Viersen hat. Gleichzeitig liegen der WZ Informationen vor, dass über das Zusammenziehen der beiden Standorte des Straßenverkehrsamtes nachgedacht werde. Derzeit gibt es zwei Stellen der Behörde: im Viersener Kreishaus und in Kempen an der Heinrich-Horten-Straße.

Neben der eindeutigen Position, dafür zu kämpfen, dass das Archiv in Kempen bleibt, betonte Rübo gestern Abend aber auch, dass er den Landrat bei seinen Bemühungen grundsätzlich unterstützt: „Der Rat begrüßt die Bereitschaft des Landrates, im engen und vertrauensvollen Miteinander von Kreis und Stadt die Zukunft der Kurkölnischen Landesburg zu gestalten. Gemeinsames Ziel ist es, die Burg stärker für Besucher zu öffnen. Es ist eine langfristige und zukunftssichere Lösung zu erreichen.“

Die Debatten um die Burg und den künftigen Standort des Archives — im Gespräch ist unter anderem das Freibad-Grundstück am Freilichtmuseum Grefrath — hatten die Kempener Verwaltungsspitze offenbar dazu veranlasst zu reagieren. „Die Planungen des Kreises berühren nachhaltig die Interessen der Stadt Kempen. Es ist daher angezeigt, dem Kreis in einem frühen Stadium seiner Überlegungen die grundsätzlichen Positionen des Rates der Stadt Kempen mitzuteilen“, begründete Rübo die gestrige Tischvorlage. Zudem machte der Bürgermeister deutlich: „Eine Veräußerung der Burg an einen Investor sollte daher nur einvernehmlich mit der Stadt Kempen erfolgen.“

Die Stellungnahme von Bürgermeister Rübo fand bei den Fraktionen breite Unterstützung. Nur beim Punkt, dass der Rat erwartet, dass ein Archiv-Neubau in Kempen entsteht, enthielt sich die FDP.