„Schlag ruhig kräftig drauf“
Auf dem Markt der Berufe in der Jugendherberge Hinsbeck haben 20 Handwerker aus Nettetal Einblicke in ihre Arbeit gegeben.
Hinsbeck. "So viel Aufgeschlossenheit und Interesse habe ich bei Schülern seit Jahren nicht mehr erlebt," sagt Manfred Göppert. Der Malermeister aus Lobberich und sein Kollege Karl Heinz Deckers hatten mit 20 weiteren Nettetaler Handwerkern am Dienstagnachmittag im Foyer der Jugendherberge den "Markt der Berufe" aufgebaut.
52 Schüler der Rheydter Gesamtschule Espenstraße haben in dieser Woche am "Berufsorientierungscamp" in der Jugendherberge Hinsbeck teilgenommen. "Dieses große Interesse überrascht mich", sagt Schulleiter Peter Blumert. Das Konzept hatte der Lobbericher Lehrer Jürgen Vögeding entwickelt und organisiert.
Mit dem Fahrrad sind die Rheydter in vier Gruppen die 35 Kilometer nach Hinsbeck gefahren. "Die Räder sind für dieses Berufscamp wichtig", sagt Jürgen Vögeding. Denn damitgeht es zu Betriebsbesichtigungen. Etwa zu Fensterbauer Peter van Kempen, Pierburg, dem Krankenhaus Nettetal, Marienheim, aber auch zu einem Gärtner am Leuther Weg in Venlo und zum Gartencenter Jakobs am Grenzübergang Schwanenhaus.
Der Netteverband in Leuth und die Stadtwerke an der Leuther Straße in Kaldenkirchen sind weitere Ziele. Auch dort stellen Mitarbeiter ihre Berufe vor.
Thomas van Kessel, Glasermeister aus Lobberich, stellt den Rheydter Schülern seinen Beruf vor und zeigt ihnen, wie Glas geschnitten wird. "Das geht nämlich nicht mit der Schere oder dem Messer, sondern mit einem kleinen Diamantschneiderädchen", sagt er und fordert die Schüler auf, selbst "mal richtig draufzuschlagen". Jan (15) wagt sich als erster. Janine zögert noch. "Gibt das auch keine Scherben?", fragt sie. Auch mit dem Hammer durften die Schüler auf Glasscheiben schlagen. "Sicherheitsglas. Das splittert nicht so schnell."
Gerd Inderelst, seit 24 Jahren Optikermeister in Kaldenkirchen, bildete 25 Azubis aus. "Acht davon sind schon selbstständig." Inderelst schwärmt den Schülern von seinem Beruf vor: "Der ist toll, hier hat man mit Mode, mit Gesundheit zu tun, arbeitet handwerklich und hilft Menschen." Warum er beim "Markt der Berufe" mitmacht? "Weil ich Schüler bei der Wahl des richtigen Berufs unterstützen will."
Hans Willi Spütz, Gärtnermeister aus Lobberich, hatte einen Stand voller Blumensträuße aufgebaut. Christian Schmitz, Metallbaumeister aus Hinsbeck, hatte Blech und Eisenscheren mitgebracht und lässt die Schüler mit Blechscheren kleine Quadrate schneiden.
Bei Elektromeister Elmar Böken legen einige Jungs Leitungen, während Chantal bei Malermeister Manfred Göppert spachtelt. "Ist lustig, aber jetzt tut die Hand schon weh", sagt sie und legt den Spachtel wieder weg. Malerin will sie doch nicht mehr werden.