Schützen: Stolzer Rückblick
Seit 350 Jahren gibt es Bruderschaften in Mülhausen — wie eine Schau belegt.
Mülhausen. Die Jüngeren sind die Älteren: Die St. Vitus Junggesellenbruderschaft wurde vor 350 Jahren gegründet. Die St. Heinrich Bruderschaft existiert seit 1903, im Jahre 1989 erfolgte der Zusammenschluss. Jetzt erinnert eine Ausstellung im Pfarrheim an die Historie des Schützenwesens in Mülhausen. Sie ist noch am kommenden Wochenende geöffnet.
Frank Volgmann, Schriftführer der Schützen und Heinrich Lennackers, Vorstandsmitglied des Heimatvereins Oedt, haben die Ausstellung gemeinsam organisiert. Leider sind viele Dokumente vor allem im 2. Weltkrieg verlorengegangen. 1664 hatte sich die St. Vitus Junggesellenbruderschaft in erster Linie gegründet, um den Ort und vor allem die Kirche zu schützen. Plünderungen von marodierenden Banden waren zunächst keine Seltenheit so die vergleichsweise kurze Zeit nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges.
Aber noch Ende des 17. Jahrhunderts konnten die Schützen in Mülhausen zum gemütlichen Teil übergehen. Ab 1696 existiert eine Liste der Schützenkönige. Vom ältesten Schützensilber aus dem Jahre 1690 ist in der Ausstellung nur ein Foto zu sehen. Das älteste Exponat, das hinter dickem Glas im Original präsentiert wird, ist eine silberne Fahnenspitze aus dem Jahre 1664, auf der Rückseite sind die Namen der ersten fünf Könige eingraviert. Der älteste König aus dem Jahre 1664 hieß Johannes Staper. Die älteste Satzung, die Teil der Ausstellung ist, stammt aus dem Jahre 1904.
Immer wieder sollte die Bruderschaft in die Defensive geraten, in der Franzosenzeit beispielsweise ruhten die Aktivitäten für neun Jahre. 1903 ging die St. Heinrich Männerbruderschaft an den Start — es sollte ein holperiger Beginn werden, geprägt von zwei Weltkriegen und dem Verbot durch die Nazis.
Ein markantes Datum ist der 9. September 1947: An diesem Tag erhielten die Schützen ihre Wiederzulassung, wie sie vor allem von den Junggesellen voller Begeisterung angestrebt worden war. Der 1. Vorsitzende hieß damals Karl Küppers. 1903 erfolgte der Zusammenschluss von St. Vitus und St. Heinrich. Er hat jetzt schon 102 Jahre lang Bestand.
Bei der Ausstellungseröffnung war auch eine Frau anwesend, die gerade Schützengeschichte in Mülhausen schreibt: Petra Volgmann (31), die Ehefrau von Frank Volgmann, hat als erste Frau den Schützenvogel von der Stange geholt. Ihr Kleid ist Teil der Ausstellung.
Heinz Erkens, Brudermeister von St. Heinrich und St. Vitus, ist mit der aktuellen Situation zufrieden: „Wir haben rund 115 Mitglieder und bis jetzt immer noch einen König beziehungsweise zuletzt eine Königin gefunden.“