Kempen Schwimmen: Die World Games sind Celinas Ziel

Die Kempenerin Celina Seidel ist bei der DLRG als Rettungsschwimmerin aktiv. Die 17-Jährige ist so talentiert, dass sie ins Nationalteam aufgenommen worden ist.

600 Meter auf einem Board zurücklegen, einige Meter im Sand laufen, 700 Meter im Kajak paddeln, wieder etwas laufen, 400 Meter schwimmen und zum Schluss nochmals etwa 100 Meter laufen — und das alles so schnell es geht. Diese Anstrengung gehört für Celina Seidel zu ihren Lieblingsaktivitäten im Freien. Die junge Kempenerin ist nämlich in der DLRG aktiv und sehr erfolgreich bei Wettkämpfen, die die Lebensrettungsgesellschaft durchführt. Erst vor kurzem wurde sie in das Nationalteam aufgenommen (die WZ berichtete).

Foto: Kurt Lübke

Ob Baby-Schwimmen oder Schwimmkurs — die heute 17-jährige Celina Seidel hat sich nach eigenen Angaben schon immer im nassen Element wohlgefühlt. „Ich bin dann eher zufällig an den Wettkampf gekommen“, sagt die Schülerin des Krefelder Vera-Becker-Kollegs, wo sie im nächsten Jahr ihr Sport-Abitur machen will. „Irgendwann habe ich festgestellt, dass man mehr machen kann, als nur schwimmen.“ Und so hat sich die junge Frau vom Bronzeabzeichen bis zu Gold beim Schwimmverein (SV) Aegir hochgearbeitet. Derzeit arbeitet die Kempenerin am Goldabzeichen der DLRG, für das man ein Mindestalter von 16 Jahren haben muss.

Bevor sie sich mit Gold schmücken kann, muss Celina Seidel große Leistungen erbringen. Dazu gehört beispielsweise 300 Meter Flossenschwimmen in verschiedenen Lagen. Zudem muss sie über die Distanz von 50 Metern eine bekleidete Person „abschleppen“. Länger als sechs Minuten darf sie dafür nicht brauchen. Deshalb habe sie auch gelernt, einen Ertrinkenden im Wasser auszuziehen, um ihn schneller „abschleppen“ zu können. Und auch der Retter selbst sollte im Wasser möglichst wenig Kleidung tragen. Seidel: „Deshalb habe ich auch gelernt, mich selbst im Wasser auszuziehen.“

Der Retter muss sich aus der Umklammerung eines Ertrinkenden befreien können, aber auch wissen, wie dieser außerhalb des Wassers wiederbelebt werden kann. Die Jugendliche hat gelernt, wie sie einen Geretteten ans Ufer oder den Beckenrand hieven kann, ohne ihn zu verletzten. Sie muss zudem in einer theoretischen Prüfung ihr Wissen über Strömungen und die Rettung von Menschen aus einem Auto unter Beweis stellen.

Bis alle diese und weitere Fertigkeiten rund um die Lebensrettung sitzen, muss die Kempenerin viel trainieren. Während der Schulzeit steigt sie bis zu sieben Mal pro Woche ins Wasser des Aqua-Sol, des St. Huberter Königshütte- Sees oder des Elfrather Sees. Zudem trainiert sie im Fitness-Studio und läuft. In den Ferien geht es weniger ins Wasser, dafür mehr ins Fitness-Studio.

Und was treibt sie an? Das sei in erster Linie, Menschen retten zu können, sagt Celina Seidel. Der Spaß am Schwimmsport sowie an den Wettkämpfen seien weitere Triebfedern, sagt sie.

Seidel kann auch mit verschiedene Geräten umgehen, die für die Rettung und in Wettkämpfen eingesetzt werden: das Board, eine Art Surfbrett, und das Kajak. Beides wird in die verschiedenen Disziplinen eingebaut, dazwischen wird gelaufen und geschwommen. „Ich bin nicht so der Lauftyp“, gesteht sich Celina Seidel ein. „Ich hole meine Punkte auf dem Wasser.“ Und davon hat sie so viele eingeheimst, dass die Trainerin des National-Teams auf sie aufmerksam geworden ist. „Sie wählen immer für ein Jahr Teilnehmer aus“, sagt die 17-Jährige.

Die Kempenerin hofft, dass sie so überzeugen kann, dass sie an den World Games teilnehmen kann. Diese finden das nächste Mal 2021 in den USA, in Birmingham/Alabama, statt. „Die World Games sind gleichzusetzen mit den Olympischen Spielen — nur eben für die nicht-olympischen Sportarten. Sie sind auch alle vier Jahre. Immer ein Jahr nach den regulären Olympischen Spielen“, erklärt die junge Frau.

Auf die Frage, wie sie ihre sportlichen und schulischen Aktivitäten unter einen Hut bekommt, antwortet sie: „Weil meine Schule Verständnis für mich hat, bekomme ich schon mal für Wettkämpfe frei. Da bin ich auch nicht die einzige Schülerin.“ Zudem habe sie ihre Eltern, die sie in allen Bereichen unterstützten: „Ich kann mir keine besseren Eltern vorstellen. Und auch meine jüngere Schwester Charline, die ebenfalls bei DLRG-Wettkämpfen mitmacht, hilft mir sehr.“

Ohne ihre Eltern wäre sie nicht so weit gekommen. Sie hätten ihre Freizeit für den Sport ihrer Töchter geopfert und auch finanziell einiges auf sich genommen. Auch deshalb sei die Aufnahme ins Nationalteam gut, einiges an Organisation würde dadurch wegfallen. „Ich darf zwar kein Geld annehmen, aber Hotel und Ähnliches wird dann übernommen.“ Davon erhofft sich Celina Seidel einiges an Erleichterung für ihre Familie. Vor allem mit Blick auf die World Games. „Wenn ich nur bedenke, wie problematisch und teuer es ist, ein Board nach Übersee zu bekommen .“