Spielleut’, Wikinger und Drachenei
Gute Stimmung trotz schlechtem Wetter herrschte am Wochenende rund um die Dorenburg.
Grefrath. 70 Strohballen sorgten dafür, dass die Besucher des fünften Mittelaltermarktes rund um die Dorenburg nicht im Schlamm versanken. Das schlechte Wetter hatte aber keinerlei Auswirkungen auf die Stimmung bei den Besuchern und bei den Menschen, die das Mittelalter so authentisch wie möglich lebten. Und es gab jede Menge zu sehen und zu bewundern.
Am Samstagnachmittag wurden die Besucher von Goda und von Graf Peter vom Laufenbach begrüßt. Hinter diesen Mittelalter-Darstellern verbargen sich Daniela Leeuwenberg und Peter Gras aus der Eifel. Im wahren Leben handelt er mit Reitsportzubehör und sie ist Krankenschwester in der Psychiatrie. Dem Alltag zu entrinnen, das macht den Reiz aus, in eine Jahrhunderte zurückliegende Rolle zu schlüpfen.
Das gilt in extremem Maße für Marcus Müller aus Wuppertal: „Das ist eine technikfreie Zone“, schwärmte der Softwaretester, der sogar auf sein Handy verzichtete. Als einer der „Feldbrathis Spielleut“ sang er in mittelalterlicher Gewandung als „Marcus, das Schandmaul“ zünftige Lieder wie „Die letzten Saufbrüder sind gestorben“.
Das kostbarste Stück unter den vielen mittelalterlichen Kostümen bot Stefan Spönnen aus Tönisvorst an: An dem viele Kilogramm schweren Kettenhemd aus Edelstahl hatte der Feuerwehrmann zweieinhalb Jahre gearbeitet — es war jetzt für 5000 Euro zu haben. Deutlich preiswerter, aber ebenfalls extravagant: Kettenhemden für Teddybären.
Nicht jeder, der ein mittelalterliches Gewand trug, gehörte zu einer der 34 Lagergruppen: Viele Besucher hatten sich für ein stilechtes Outfit entschieden. Helmut Bähren aus Mönchengladbach beispielsweise war als Wikinger gekommen. Nicht ganz stilecht: Die modernen Krücken, die er nach einer Knieverletzung zur Fortbewegung brauchte.
Iris und Karl Liesenfeld aus Mettmann fielen nicht durch besonders extravagante Outfits auf, sondern aufgrund ihres Alters: Er ist 78, sie 73: „Wir haben Gewandungen aus der Zeit des neunten bis zum 14. Jahrhundert im Schrank“, erklärte die Seniorin. Die Begeisterung fürs Mittelalter hätten sie an ihre Kinder weitergegeben.
Aus Hans-Gerd Kanthak aus Xanten war am Wochenende der Bibliothecarius Hanns van Wardt geworden. Er verkaufte Bücher zum Thema „Mittelalter“, etliche Exemplare dürften einige Kilogramm wiegen.
Zu den Attraktionen gehörte der Falkner Stefan Kosfeld mit seinen Tieren. „Das ist ein Virginia-Uhu, er heißt Snoopy und ist kleiner und leichter als ein einheimischer Uhu“, erklärte Kosfeld. Trotzdem sei er stark genug, um einen Hasen zu schlagen. Der Hase war schon tot und der Uhu mit dem 360-Grad-Blick hatte wenig Lust, sich auf das Tier zu stürzen. Ganz im Gegensatz zu den Kriegern auf der Feldbahn, die die Schwerter kreuzten und aufpassen mussten, auf der matschigen Wiese nicht zu stürzen.
Sonja Weiß aus Hamburg bot Kostbarkeiten feil wie die Drachensteine, die auch als „Drachenei“ bekannt sind. Die Besucher konnten Bogenschießen und mittelalterliche Musik hören, Gerüche und Geräusche auf sich wirken lassen. Es war eine kleine Alltagsflucht — wen sollte da ernsthaft stören, dass es immer wieder regnete?