Bauvorhaben am Schmeddersweg Kritik an Bauplänen am Schmeddersweg
Kempen · Die Bebauungspläne für Altenheim und Mehrfamilienhäuser am Schmeddersweg in Kempen sind in Kraft. Sie gelten als Auftakt für die weitere Bebauung im Kempener Westen, die neuen Wohnraum bieten soll. Warum ein Stadtverordneter neue Baugebiete kritisch sieht.
(biro) Der fraktionslose Stadtverordnete Stefan Ditzen kritisiert die Entscheidung der Ratsmehrheit, die in ihrer jüngsten Sitzung den Weg für den Bau eines Seniorenheims und mehrerer Mehrfamilienhäuser am Schmeddersweg in Kempen frei gemacht hat. Die Bebauungspläne Nr. 165 (südlich Schmeddersweg) und Nr. 167 (nördlich Schmeddersweg) wurden vom Rat als Satzung beschlossen und am Donnerstag nun öffentlich bekannt gemacht. Damit treten die Bebauungspläne in Kraft, für die Vorhaben am Schmeddersweg können jetzt die Bauanträge gestellt werden. Die vorgezogene Planung für die beiden Flächen mit Seniorenheim und Mehrfamilienhäusern gilt als Auftakt für die weitere Planung im Kempener Westen, mit dem die Stadt mehr Wohnraum schaffen will.
Kempen-West werde auf Kosten der Gesundheit „durchgeprügelt“, so Ditzen, der sich in der Ratssitzung gegen das Vorhaben aussprach und auch erklärte, warum: Neue Baugebiete verursachten mehr Verkehr, mehr Lärm. Alle Kempener Bürger, so Ditzen, hätten ein Recht darauf, in gesunder Luft zu leben. Bürgermeister Christoph Dellmans (parteilos) warb darum, zuzustimmen: Die Stadt brauche neue Baugebiete für Familien – auch deshalb, um die Infrastruktur mit Kitas und Schulen aufrecht erhalten zu können.
Der Stadtverordnete Ditzen sieht das anders: „Die Sucht nach neuem Wohnraum macht blind vor Gefahren durch Feinstaub und Lärm. Es werden Verkehrsplanungen abgenickt, die besonders Kita und Schulen betreffen. Kindernasen sind aufgrund ihrer Körpergröße näher an den Abgasen als Erwachsene. Kinder atmen schneller und in Bewegung tiefer ein. Sie nehmen aufgrund ihres Körpergewichts prozentual viel mehr Feinstaub als ein Erwachsener auf.“ Trotzdem akzeptierten Verwaltung, Bürgermeister und die Mehrheit der Politik, „dass 10 000 Fahrzeuge vor der Kita Mullewapp fahren“, so Ditzen, der auf eine Publikation des Verkehrswissenschaftlers Heiner Monheim verweist, der in „Wege zur Fußgängerstadt“ den Verkehrsplaner Hartmut H. Topp zitiert, wonach eine Belastung von 1000 Fahrzeugen pro Tag gut verträglich sei. Damit steige das Risiko für Erkrankungen wie Allergien oder Asthma, warnt Ditzen. Auch das Luise-von-Duesberg-Gymnasium habe in einer Stellungnahme zu den Bebauungsplänen auf schlechte Unterrichtsbedingungen, Schulwege und Querungen hingewiesen. „Die Luft, die wir atmen, können wir uns nicht aussuchen“, so Ditzen: „Aber es kann eine Verkehrsführung gewählt werden, die entlastet, statt weiter zu belasten.“
Stadt rechnet nur mit einer geringen Zunahme des Verkehrs
Die Stadt rechnet hingegen nicht mit einer erheblichen Mehrbelastung der Berliner Allee durch mehr Verkehr. Heute schon seien täglich 9000 Fahrzeuge und mehr dort unterwegs, sagt der Technische Beigeordnete Torsten Schröder, „das ist eine Kreisstraße, die ist dafür ausgelegt.“ Laut Verkehrsgutachten würden es künftig etwa 500 Fahrzeuge mehr am Tag sein. Doch man dürfe nicht vergessen, dass es auch vor dem Brand am Sporthotel mehr Verkehr gab, weil Menschen das Hotel und die Anlagen nutzten.
Im Zuge der weiteren Planung sei eine Westtangente vorgesehen, die einen Teil des Verkehrs aufnehmen soll. „Zwischen Mülhauser und Straelener Straße wäre sie eine Alternative für Autofahrer“, sagt Schröder. Diese Westtangente müsste so geplant werden, „dass man da gern fährt, während man Berliner und Birkenallee so gestalten müsste, dass dort der Eindruck einer verkehrsberuhigten Zone entsteht.“ Schon wenn es an den nächsten Bauabschnitt geht, „muss man überlegen, eine Baustraße anzulegen, die den Verkehr nach Norden ableitet“, so Schröder.