Stalking: Falscher Notruf - „Selbstmörder“ ist kerngesund
22-Jährige aus Nettetal belästigte über mehrere Monate ihren Ex-Freund.
Nettetal/Viersen. Thomas K. traute seinen Augen nicht, als er in der Nacht zu Montag in seine Wohnung an der Freiheitsstraße in Viersen zurückkehrte. "Ich habe zuerst geglaubt, es sei eine Verwechselung." Es war zehn Minuten vor Mitternacht, und die Tür stand sperrangelweit offen. Sie war von der Polizei und Einsatzkräften der Feuerwehr aufgebrochen worden, weil Thomas K. (Name geändert) laut eines Notrufes Schlaftabletten eingenommen haben sollte, um sich das Leben zu nehmen. Er sei während eines Telefongesprächs in der Wohnung zusammengebrochen - das hatte zumindest eine Anruferin gegenüber der Feuerwehr behauptet.
Auf das Klingeln und Klopfen der Hilfskräfte reagierte niemand. Weil die Anruferin jedoch sehr glaubwürdig geklungen hatte, mussten die Einsatzkräfte eine schnelle Entscheidung treffen - und drangen in die Wohnung ein. Dort stellte sich jedoch nach einer kurzen Suche heraus, dass sich niemand in den Räumen befand.
Der Grund für den Fehlalarm war nach der Heimkehr des überraschten 27-Jährigen sehr schnell gefunden. Die Ex-Freundin von Thomas K., eine 22-jährige alleinerziehende Mutter aus Nettetal, hatte die Feuerwehr alarmiert. Die Geschichte mit den Schlaftabletten hatte die junge Frau rundweg erfunden.
Auf sie kam die Polizei, weil ihre Nummer im Display eines Handys zu sehen war, das in der Wohnung im Minutentakt klingelte. Von diesem Gerät war auch der Notruf eingegangen. Mittlerweile hat die Frau gegenüber der Polizei den falschen Notruf eingeräumt.
Dies ist der vorläufige Höhepunkt eines Beziehungsendes, das mit stetigen Nachstellungen und Belästigungen der ehemaligen Freundin einhergeht. Thomas K.: "Es war eher eine lockere Beziehung, die ein Jahr dauerte und schon lange beendet ist." Seither würde die Frau ihn jedoch mit Telefonanrufen terrorisieren und habe gar Abschleppfahrzeuge für sein Auto bestellt. Sie habe ihm auch schon das Nummernschild von seinem Auto abgeschraubt. "Es gab noch andere, sehr rätselhafte Ereignisse, bei denen ich aber nicht genau weiß, ob sie dahintersteckt". An einem Tag rief die 22-Jährige mehr als 500 Mal an. "Mein Handy-Akku war danach im Eimer", erinnert sich der Kraftfahrer.
Stalking Der Begriff Stalking leitet sich aus dem Englischen ab, wo er "sich anpirschen" oder "nachstellen" bedeutet. Oft sind Stalker Männer, die das Ende einer Liebesbeziehung nicht verkraftet haben, oder sich eine Liebesbeziehung einbilden.
Straftat Stalking steht seit März 2007 unter Strafe.
Beweise Im Fall von Stalking sollten alle greifbaren Beweise wie etwa Briefe gesammelt werden.
Telefonterror Bei Drohanrufen kann die Polizei mit Fangschaltungen und Beratungen weiterhelfen.
Anzeige Bei fortgesetztem Stalking hilft nur eine Anzeige. Dabei kann eine Unterlassungsklage erwirkt werden, die den Stalker zum Kontakverzicht zwingt.