Kempen SV Thomasstadt kommt nicht zur Ruhe

Die Ergebnisse der Vorstandswahl werden angezweifelt. Die beiden Lager streiten sich weiter.

Kempen: SV Thomasstadt kommt nicht zur Ruhe
Foto: WZ-Archiv

Kempen. Im Fußballjargon würde man sagen: Die Nachspielzeit läuft immer noch. Die Rede ist vom Streit um die Vorstandsposten beim SV Thomasstadt Kempen. Sieben Wochen nach der chaotischen Mitgliederversammlung, bei der ein neuer Vorstand gewählt worden war, scheint nun ein vorläufiger Höhepunkt des Streits erreicht: Das unterlegene Vorstandsteam um Markus Haeßl zweifelt die Rechtmäßigkeit der Wahl zum 1. Vorsitzenden an. Die geheime Wahl hatte Ulrich Klering mit 101:85-Stimmen gegen Haeßl für sich entschieden.

„Wir haben dem amtierenden Vorstand schriftlich mitgeteilt, dass wir einige Unregelmäßigkeiten bei der Wahl vermuten“, sagt Markus Haeßl im Gespräch mit der WZ. Bei der Versammlung hatten sich 192 Mitglieder in die Anwesenheitsliste eingetragen. Wegen des großen Andrangs wurde die Sitzung kurzehand nach draußen verlegt — vor das Vereinsheim am Sportzentrum Berliner Allee. Es wurden 190 Stimmen abgegeben, davon waren 186 gültig.

„Unserer Meinung nach haben Mitglieder gewählt, die gar nicht wahlberechtigt waren“, so Haeßl. Zudem seien Stimmen von Mitgliedern gezählt worden, die zum Zeitpunkt der Wahl (nach 22 Uhr) nicht mehr anwesend waren. Ebenso sei es möglich, dass Mitglieder zwei Stimmen abgegeben haben.

„Wir haben den Vorstand daher gebeten, die Vorgänge rund um die Wahl zu prüfen“, sagt Haeßl. Am Montag bekam der unterlegene Vorstandskandidat eine schriftliche Antwort des 2. Vorsitzenden Michael Beenen. „Wir sind zur Prüfung aufgefordert worden. Dieser Aufforderung sind wir nachgekommen“. so Beenen gegenüber der WZ. Die Prüfung habe ergeben, dass keine Unregelmäßigkeiten festzustellen sind. Laut Beenen wurden die Mitglieder der vierköpfigen Wahlkommission befragt. Zudem habe der Vorstand die Mitgliederdatei durchforstet: Nicht wahlberechtigte Mitglieder gibt es laut Beenen nicht. Der 2. Vorsitzende sieht nun die Pflicht zur Überprüfung der Vorwürfe erfüllt: „Es ist nichts festzustellen. Deshalb sollten wir uns jetzt darauf konzentrieren, für den SV Thomasstadt zu arbeiten.“

Markus Haeßl ist indes nicht zufrieden mit der Antwort des Vorstands. „Aus meiner Sicht ist nicht bewiesen, dass alles rechtmäßig gelaufen ist.“ Daher wolle er sich nun mit seinem Team beraten, wie man weiter verfahren wird. Auch die Einschaltung des Amtsgerichts Krefeld, zu dem das Vereinsregister gehört, sei nicht ausgeschlossen. Die Vorgänge rund um die Versammlung habe man dem Gericht bereits mitgeteilt.

Die Fronten zwischen den Teams von Ulrich Klering und Markus Haeßl, die sich in den vergangenen Monaten entwickelt hatten, scheinen derzeit härter den je. Für solche Probleme hat der Verein einen Ältestenrat, der schon in vielen Gesprächen versucht hat, zu vermitteln. Bereits vor der kuriosen Wahl am 8. September hatte das damalige Ältestenrat-Mitglied Herbert Krahn mehrfach Vermittlungsversuche gestartet — vergeblich. Bei der Versammlung ließ sich der frühere Werbering-Chef nach 13 Jahren im Amt dann nicht wieder ins Gremium wählen.

Nun müssen andere vermitteln, wie Krahn gegenüber der WZ erklärte. Dem Ältestenrat gehören laut Vereinshomepage fogende Mitglieder an: Angelo Basile, der zurückgetretene Senioren-Obmann Walter Hamers, Torsten Mülders und Vereinswirt Christoph Wefers. Ebenso wurde der Vater des Wirts, Karl-Josef Wefers, in das Thomasstadt-Kontrollgremium gewählt. Wefers war im September 2013 als Vorsitzender des Kempener Boxclubs ausgeschieden, weil es dort finanzielle Unstimmigkeiten gegeben hatte (die WZ berichtete).