Kempen Kinder basteln fleißig an lebensgroßen Fackelkostümen
30 Jungen und Mädchen des Gymnasiums Thomaeum arbeiten schon seit Sommer in einer Projekt-AG an ihren Martinslaternen.
Kempen. KKK — diese drei Buchstaben stehen zurzeit für Kempen, Kleister und Kaninchendraht. St. Martin ist in Sicht, und die Stadt bereitet sich auf eines ihrer herausragenden Feste vor, dessen Organisation sie niemals Auswärtigen überlassen würde. Kempener legen tausendfach selbst Hand an Pappe und Transparentpapier, um mit ihren Laternen für bunte Lichttupfer im großen Innenstadtzug zu sorgen.
Die meisten Schüler von Klasse 1 bis Klasse 6 haben ihre Bastelarbeiten bereits beendet. Im Rathausfoyer sind ihre tragbaren Martinsfackeln schon ausgestellt.
An „fertig“ kann Jürgen Hemkemeyer noch nicht denken. Der Maler, Künstler und Kunstlehrer am Kempener Thomaeum ist noch mitten im Prozess von Tradition und Interpretation des Martinsfestes. Seine Projekt-AG, an der 30 Jungen und Mädchen von Klasse 5 bis zur Oberstufe teilnehmen und seit den Sommerferien jeden Freitag nach Schulschluss kreative Überstunden dranhängen, setzt seine Grundidee um.
„Jürgen Hemkemeyer, den gönnen wir uns“, sagt Marion Köhler, die kommissarische Leiterin des Thomaeum. Vor zwei Jahren hat es die Schule mithilfe seines kreativen Inputs geschafft, dass der große leuchtende Drachen eines der meist fotografiertesten Motive des Martinszuges wurde. „Die Reaktion auf den Drachen war mega“, schwärmen Kunstlehrerin Saskia Burgemeister und Chefin Köhler jetzt noch unisono.
Das Ziel, etwas speziell Kreatives, etwas Ausgefallenes zu machen, mit der AG „den Boden des Kanons zu verlassen“, aber das Traditionelle, Emotionale und Einzigartige des Martinsfestes zu entfalten, steht auch für 2015. „Künstler wiederholen sich nicht“, sagt Hemkemeyer. Er deutet die Idee der Fackel um, hat die Grundidee vorgegeben - wieder „eigentlich eine Nummer zu groß für die Schüler“. Aber das sei genau das, „was wir wollen“.
Hemkemeyer hat sich eine Formation ausgedacht, fünf laufende Fackelkörper, die leuchten und strahlen, bunt sind und in ihren Motiven gegensätzlich. Er schwitzt die Idee aus, die Schüler setzen sie unter des Künstlers Anleitung um, und Jürgen Hemkemeyer befestigt abschließend die LED-betriebene Beleuchtung. Auch das gesetzte Licht, warme und kalte Farben, sollen „die Bereicherung entlocken, die in der Fackelidee steckt“.
In eine dieser lebensgroßen, tragbaren Laternen wird Marie Schoenmakers (14) aus Klasse 9 schlüpfen. Das wird für sie ein unvergleichlicher Moment, ein besonderer Gang in dieser Vorzeige-Formation des Gymnasiums Thomaeum. Marie wird eine Eiskönigin sein und damit ihre eigene, beeindruckende Zeichnung als laufende Fackel zum Leben erwecken. „Ich habe schon in der fünften und sechsten Klasse mitgemacht und vor zwei Jahren den Drachen mitgetragen“, sagt Marie, die gern und viel bastelt und malt. Sie arbeitet selbstständig ihren Entwurf aus und nimmt immer wieder Maß. Sie freut sich auf den Stadtzug.
Noch liegen überall auf den Tischen Einzelteile der Fackelkostüme, wird noch an Eiszapfen gebogen und Kaninchendraht in Form gebracht. Die fertigen Kreationen müssen schließlich noch mit Acrylemulsion versiegelt werden, damit sie wetterfest sind. Zwei AG-Freitage und viele nächtliche Überstunden stehen bis zu St. Martin für Jürgen Hemkemeyer noch an. Nun gilt für ihn: Nur nicht nervös werden. Aber er würde wohl sagen: „Das hat es noch nicht gegeben.“ Und genau das gilt auch für die neuen fünf Front-Fackeln des Thomaeum.