Test in den Schulen soll Fehlentwicklung verhindern

Die Stadt setzt auf das sogenannte RTI-Modell. Im Kreis Viersen hat Kempen damit eine Vorreiterrolle.

Kempen. Das Ziel, dass Kinder mit und ohne (Lern-)Behinderung zusammen unterrichtet werden sollen, stellt die Schulen vor große Herausforderungen. Wie Inklusion praktisch aussehen soll, dazu gehen nun drei Kempener Schulen einen neuen Weg: In der Regenbogenschule, der Johannes-Hubertus-Schule (seit kurzen eine Dependance der Willicher Pestalozzi-Schule) und im Luise-von-Duisberg-Gymnasium (LvD) wird zum nächsten Halbjahr das sogenannte RTI-Modell („Response-To-Intervention“) eingeführt. Dieses wurde nun im Schulausschuss vorgestellt.

Es soll dazu beitragen, alle Kinder im Blick zu haben, erklärte Schuldezernent Michael Klee. Ziel sei die Prävention. Es soll nicht so lange gewartet werden, bis das Kind in der Schule scheitert und ein Förderbedarf attestiert wird. Stattdessen sollen alle Kinder regelmäßig getestet werden, „um Fehlentwicklungen früh zu erkennen und gegenzusteuern“. Im Fokus stehen dabei weniger die Kinder mit schweren Behinderungen, als vielmehr die, deren Förderbedarf verhindert werden kann, indem man früh eingreift.

Das Modell umfasst drei Stufen. Zur Stufe 1 gehören alle Kinder. Sie werden regelmäßig getestet, etwa dreimal im Jahr wäre möglich. Das System sei flexibel, so Klee. „Es gibt da keinen Masterplan.“ Für diese Methode arbeiten verschiedene Fachleute und Beteiligte in „Problemlöse-Teams“ zusammen. Jedes Team kann selbstständig entscheiden. Die Tests dauern nur wenige Minuten und haben nichts mit den Schulnoten zu tun.

Wird festgestellt, dass eine Unterstützung notwendig ist, folgen schnell intensive Hilfen, die die Schwäche gezielt angehen — und das für einen überschaubaren Zeitraum. Das ist Stufe 2. Wenn damit keine Verbesserung erreicht werden kann, folgt Stufe 3 mit noch intensiverer Förderung auch durch Sonderpädagogen. Dabei bleiben die Kinder immer in ihrer Klasse.

Kernbereiche sind das Lesen sowie das Arbeits- und Sozialverhalten. Gearbeitet werde mit bewährten Verfahren der Förderung, betont Klee.

Kempener Lehrer und pädagogische Fachkräfte absolvieren zurzeit Schulungen dazu. Zwei Professoren sollen das Projekt begleiten und nach einem Jahr auswerten, ob es Erfolg hat.

Durch das Modell soll sich die Belastung an den Schulen nicht erhöhen. Die Schulen sind überzeugt von dem Modell. Man gehe mit viel Idealismus ran, erklärte Josefine Lützenburg, Leiterin der Regenbogenschule. Man müsse nach dem Start sehen, wie groß der Aufwand ist und wie man die eigenen Ressourcen sinnvoll verteilen kann.

Auch Benedikt Waerder, Leiter des Duesberg-Gymnasiums, befürwortet den Ansatz, macht aber auch deutlich, dass das Modell nur als Pilotprojekt in einer Klasse startet. Um es flächendeckend einzuführen, müsse man sicher die Ressourcen erweitern.

Die Mitglieder des Kempener Schulausschusses zeigten sich weitgehend begeistert von der Methode. Birgit Müller-Kemler (CDU) merkte jedoch kritisch an, dass das vorgestellte Modell nur einen kleinen Teil des Themas Inklusion abdecke.