Lokale Wirtschaft Das große Glück im Mittelstand gefunden

Kempen/Krefeld · Der Kempener Thomas Hamacher entschied sich für einen Job bei der Krefelder Firma Certuss. Und damit gegen eine Karriere im Veranstaltungssektor bei der Köln-Arena.

Der Kempener Thomas Hamacher fühlt sich bei der Krefelder Firma Certuss wohl. Das Unternehmen ist auf Dampfautomaten spezialisiert und beschäftigt in Krefeld und in der Nähe von Augsburg rund 100 Fachkräfte.

Der Kempener Thomas Hamacher fühlt sich bei der Krefelder Firma Certuss wohl. Das Unternehmen ist auf Dampfautomaten spezialisiert und beschäftigt in Krefeld und in der Nähe von Augsburg rund 100 Fachkräfte.

Foto: Dirk Jochmann/Dirk Jochmann (DJ)

Mit 30 Jahren stand Thomas Hamacher vor der vermutlich wichtigsten Entscheidung seines Berufslebens. Auf der einen Seite hatte der Veranstaltungsprofi mit Maschinenbaustudium das Angebot für eine Top-Position bei der Köln-Arena (heute Lanxess-Arena). In seiner Branche wäre das einem „Ritterschlag“ gleichgekommen, wie er erzählt. Auf der anderen Seite hatte er den überraschenden Anruf eines Krefelder Mittelständlers bekommen: Ob er sich nicht vorstellen könne, im Unternehmen zu arbeiten.

„Zwei Wochen lang habe ich darüber nachgedacht“, erzählt der 40-jährige Kempener. Wie es sich für einen Diplom-Ingenieur gehört, ging er nüchtern und pragmatisch an die Sache heran: „Ich habe eine Pro- und Contra-Liste gemacht.“ Unterm Strich fiel das Ergebnis deutlich aus. Thomas Hamacher ließ Köln Köln sein und fing bei der Certuss Dampfautomaten GmbH & Co. KG an der Hafenstraße in Krefeld-Linn an.

Zufallsbekanntschaften
spielten eine große Rolle

Sein Weg führt beispielhaft vor Augen, welche Auswirkungen Zufallsbekanntschaften in wirtschaftlichen Zusammenhängen haben können. Für seinen damaligen Auftraggeber hatte er die Veranstaltungstechnik beim 50. Certuss-Jubiläum organisiert. Und offenbar einen guten Eindruck beim geschäftsführenden Gesellschafter Mathias Brauner hinterlassen – der sich ein Jahr später in Form des besagten Anrufs meldete und den Ingenieur zum Konstruktionsleiter machte.

Inzwischen ist der ehemalige Thomaeum-Schüler als technischer Leiter unter anderem für Produktion, Einkauf und Entwicklung zuständig und seit 2011 mit zehn Prozent am Unternehmen beteiligt.

Die Zahlen können sich sehen lassen: Allein in Deutschland kann die Firma auf rund 8000 laufende Anlagen in den verschiedensten Bereichen verweisen. Dampf kommt unter anderem in der Automobil- und Textilindustrie, bei Chemie- und Pharmakonzernen sowie in Krankenhäusern zum Einsatz, um nur einige Beispiele zu nennen. An den beiden Standorten in Krefeld und Zusmarshausen bei Augsburg arbeiten mehr als 100 Fachkräfte, darunter 20 Servicetechniker, die rund um die Uhr erreichbar sind. Es gibt Tochterfirmen in England und den USA sowie Vertriebs- und Servicepartner auf der ganzen Welt. Das Unternehmen wächst stetig, entsprechend gesucht sind neue Mitarbeiter. „Die Firma hat sich sehr gut entwickelt“, sagt Thomas Hamacher. Sein Weg nach Krefeld sei also keine Fehlentscheidung gewesen. „Es war eine tolle Chance für einen Quereinsteiger für mich.“

Der Theater- und Veranstaltungstechnik, die er in Berlin studiert hat, ist er gleichwohl treu geblieben. Als Hobby und Ausgleich kümmert er sich beispielsweise um die Tontechnik bei den Kempener Jazzkonzerten und hat beim 50-Jährigen des örtlichen Werberings am kommenden Wochenende die Produktionsleitung inne. Entspannung findet der Kempener zudem bei einer wöchentlichen Joggingrunde mit Freunden. Nachdem er in Berlin, Düsseldorf und Köln gewohnt hat, genieße er „die Vorzüge einer Kleinstadt“. Von Kempen konnte er auch seine heutige Frau überzeugen. Er lernte die Lüdenscheiderin bei der Kostümparty in der Köhlerhalle kennen. Heute hat das Paar zwei Kinder im Alter von zwei und fünf Jahren.