Grefrather schreibt Krimi Ein toter Pfarrer und viel Tratsch

Grefrath · Mit einem Niederrhein-Krimi wirft Jens Kort im Ruhestand einen Blick zurück in die alte Heimat, in der er aufgewachsen ist.

Jens Kort wuchs in Grefrath auf. Für seinen neuen Krimi rief er sich das Dorfleben und die Sprache in den 1960er-Jahren in Erinnerung.

Foto: Norbert Prümen

In dem kleinen Ort Niersbrück am Niederrhein wird Pfarrer Franzen eines Morgens tot in seinem Studierzimmer gefunden. Im Messwein war eine tödliche Dosis Gift. Den Wein hatte der Pfarrer wie gewohnt nach der Messe mit nach Hause genommen, damit er nicht verkommt. Das wussten viele. Gelegenheit, das Gift in den Wein zu mischen, hatten aber nur wenige. Und wer bitte sollte den Pfarrer vergiften wollen, und warum? Die Polizei aus der nächstgrößeren Stadt Kappesbosch steht vor einem Rätsel.

Diese Geschichte hat Jens Kort erdacht. Er wuchs in Grefrath auf, besuchte dort die katholische Volksschule, feierte soeben die Einschulung vor 66 Jahren gemeinsam mit ehemaligen Klassenkameraden. Am Thomaeum in Kempen machte Kort 1970 Abitur, arbeitete nach dem anschließenden Studium der Geschichte, Wirtschaftsgeschichte und Politikwissenschaft zehn Jahre als Redakteur im Politik-Ressort bei der Main-Post Würzburg. Zuletzt war er lange im Gesundheitswesen tätig, heute lebt er in Rösrath.

Mit dem Eintritt in den Ruhestand warf der heute 71-Jährige einen Blick zurück in die alte Heimat und ersann diese Geschichte, die er ins Frühjahr des Jahres 1965 verlegte – in die Zeit, in der er in Grefrath aufwuchs. „Das war unsere unbeschwerte Kindheit in Grefrath und, durch die Schule, in Kempen, wo man so manchen Unfug anstellte“, sagt Kort. Die Handlung und die Personen in dieser Geschichte seien frei erfunden, so Kort – gleichwohl wird man sich beim Schmökern des Öfteren an Menschen erinnert fühlen, die man kennt oder kannte. Denn Kort ist nah dran am Leben auf dem Dorf, in dem die Metzgerei die größte Umschlagzentrale für Neuigkeiten ist. Und wer Grefrath, Mülhausen und Kempen kennt, ahnt, welche Wege die Kommissare zwischen Niersbrück, Heiligacker und Kappesbosch nehmen, um mit ihren Ermittlungen voranzukommen.

Im Anhang des Buches
gibt es mehrere Kochrezepte

1993 kehrte Kort dem Journalismus den Rücken, arbeitete im Gesundheitswesen, „aber zwischendurch habe ich immer geschrieben“, sagt er. Leseproben der Textwerkstatt „Königsteins Text-Bazar“ finden sich im Internet. Skurrile Geschichten haben es Kort, der den Golfsport und die Jagd schreibend aufs Korn nahm, angetan, „aber die Geschichten waren vom Umfang her nie so lang“. Als er vor 14 Monaten in den Ruhestand trat, wurde ihm klar: „Du musst was machen.“ Und die Kinder rieten dem Vater: „Schreib doch ein Buch.“

Daraufhin setzte er sich hin, erinnerte sich an den Niederrhein seiner Kindheit, und schrieb den Krimi, nahm das Grefrath seiner Kindheit, um Niersbrück zu erschaffen. Lesend ist man hin- und hergerissen zwischen der überspitzten, satirischen Beschreibung der dörflichen Atmosphäre in den 1960er-Jahren mit dem Getratsche, der ewigen Furcht vor dem, was „die Leute denken“, und einem ernsten Hintergrund, der in einem Todesfall mündet.

Kort macht es den Lesern stellenweise nicht leicht: Um die Menschen im Dorf auch in ihrer Sprache möglichst authentisch abzubilden, lässt er sie Platt sprechen. Nicht so, wie es im Grefrather Mundartwörterbuch von Herbert Ackermann niedergelegt ist, dieser „und alle weiteren Experten für die niederrheinischen Dialekte mögen mir vergeben“, führt Kort vorneweg an. So lässt er die Menschen sprechen, wie es in seiner Erinnerung in den 1960er-Jahren im Alltag üblich war. Da entfährt es einem Dorfbewohner etwa bei der Beerdigung des Pfarrers: „Woer dat sunn Ferke? Dä hätt doch immer so fromm jedon!“ Und der andere: „Joa, doa sühse ens. Die hohen Herren. Kumm, jon mer däm beerdije!“

Der Niederrheiner kann folgen, der Nicht-Niederrheiner dürfte seine liebe Müh‘ mit solchen Textpassagen haben, „aber ich hatte keine kommerziellen Absichten mit dem Buch“, sagt Kort: „Es war mir bewusst, dass man Leserkreise in Bayern damit nicht erreichen wird.“ Sollten sich Nicht-Niederrheiner dennoch an dieses Buch wagen, können sie nach dem Lesen immerhin nachkochen, was im Buch so alles verzehrt wird: Die Rezepte für Döppekook, Ärpelschlaat und Grillagetorte hängen an.