Vera Nentwich trat in Oedt auf Frau-Sein aus Sicht einer Quereinsteigerin

Oedt · Anlässlich des Weltfrauentages am 8. März trat die Autorin Vera Nentwich mit ihrem Soloprogramm „Frausein ist auch keine Lösung“ im Rathaus Oedt auf. Der Abend bot Ernstes und Vergnügliches zum Thema.

Vera Nentwich beschrieb ihr Frausein als das „einer Quereinsteigerin mit männlichem Migrationshintergrund“.

Foto: Norbert Prümen

Vera Nentwich hat einen Traum: Vielleicht könnte eine Gasse im Willicher Neubaugebiet ihren Namen tragen – wenn sie dereinst als Autorin große Erfolge feiern sollte. Das weiblich dominierte Publikum im Rathaus Oedt mag das verschmitzt vorgetragene Sehnen vielleicht unterstützen: Denn für das Soloprogramm „Frausein ist auch keine Lösung“ gab es herzlichen Applaus.

Eingeladen hatten im Namen von Gemeinde Grefrath und Agentur für Arbeit Krefeld/Kreis Viersen die Gleichstellungsbeauftragte Barbara Behrendt und Monique von Huijstee, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt. Im Vorfeld des Weltfrauentages am 8. März betonten beide, der Abend zeige nicht nur ernste Aspekte zum Thema. An den Seiten erinnerten Plakate an Stationen auf dem mühsamen Weg zur Gleichberechtigung. „Als ich aufwuchs, gab es nur zwei Geschlechter“, sagte Vera Nentwich im Verweis auf die Gendertheorie. Die Kabarettistin sprach im Publikum einen Mann und eine Frau an, die unabhängig voneinander bekundeten, eins mit dem angeborenen Geschlecht zu sein. Auf die Frage, wer nach eigenem Verständnis „divers“ oder „genderfluid“ (fließend zwischen den Geschlechtern) sei, meldete sich niemand.

Die Kabarettistin beschrieb ihr Frausein als das „einer Quereinsteigerin mit männlichem Migrationshintergrund“. Sie gestaltete den Abend als Erfahrungsbericht mit kabarettistischer und vorwiegend amüsanter Note. Dabei berichtete sie aber auch vom als demütigend empfundenen Verwaltungsakt für die offizielle Anerkennung ihrer Transsexualität. Sie sei vom Land, in dem sie sich nicht wohlgefühlt habe, in ein ihr paradiesisch erscheinendes Land gewechselt. „Dafür hätte ich mir einen Einbürgerungskurs gewünscht“, so Nentwich.

Als Quereinsteigerin sinnierte sie über Klischees und Unterschiede von Frausein und Mannsein. Sie sezierte den „Hahnenkampfmodus“ zur Reviersicherung unter Männern und taxierende Blicke auf Frauen mit der Anmutung eines Körper-Scanning. Witzig thematisierte sie alltägliche Herausforderungen, wie den sportlichen Kampf mit rückwärtigen Reißverschlüssen und Figur formenden Dessous.

Ernster im Ton sprach Vera Nentwich über das Gefühl eines veränderten Blickwinkels auf ihre Person nach der Umwandlung. Von da an sei in der Geschäftswelt nur noch der Kompagnon als Chef des gemeinsamen Unternehmens wahrgenommen worden. Dennoch betonte die Kabarettistin, sich fast als Wirtschaftsflüchtling zu fühlen. Denn angeblich weibliche Qualitäten schienen zukunftsweisender zu sein. „Da habe ich mir gedacht, ich mache rüber“, so Nentwich. Ihr Statement vorm Abschied: „Die Frau ist in mir, und die kann mir keiner nehmen“.