Interesse für den Rechtsstaat wecken Viertklässler besuchen Amtsgericht in Kempen

Kempen · Schülerinnen und Schüler der Regenbogenschule durften im Amtsgericht hinter die Kulissen schauen. In verteilten Rollen spielten sie auch eine Verhandlung vor Gericht nach.

 In verteilten Rollen spielten die Viertklässler der Regenbogenschule eine Verhandlung nach.

In verteilten Rollen spielten die Viertklässler der Regenbogenschule eine Verhandlung nach.

Foto: Jannetta Janssen

(janj) Es piepst, als die Kinder durch den Eingang des Amtsgerichts Kempen gehen. „Das ist ganz normal, das dient der Sicherheit, um zu erkennen, wer eventuelle metallische Gegenstände dabei hat“, erklärt Justizwachtmeister Dominik Knaipprath den Viertklässlern. Ein spannender Morgen für die Schüler der Regenbogenschule, denn sie dürfen am Amtsgericht hinter die Kulissen schauen, lernen, wie Gerichtsverhandlungen ablaufen oder wie ein „Kerker“, wie die Kinder das Gefängnis nennen, tatsächlich aussieht.

An der städtischen Grundschule hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, im Rahmen ihrer AGs in verschiedene Bereiche zu schnuppern. Oberamtsanwältin Sabrina Fritzsche und Milva Reehuis, Richterin am Amtsgericht Kempen, haben „Rechtskunde“ angeboten. „Wir haben versucht, bei den Kindern das Interesse an Justiz und für den Rechtsstaat allgemein zu wecken“, sagt Reehuis.

Alle Viertklässler wurden dann eingeladen, an einer Führung teilzunehmen. Und nicht nur das: „Wir spielen eine echte Verhandlung nach, mit einem echten Fall, und ihr dürft in eine Rolle schlüpfen“, sagt Reehuis. Verhandelt wird im großen Saal. Schnell sind Richterin, Schöffen, Protokollantin, Verteidiger, Staatsanwältin und natürlich ein Hauptangeklagter, der von zwei Wachtmeistern bewacht wird, gefunden. Die passenden Roben für das Justizpersonal liegen bereit. Die Kinder gehen richtig in ihren Rollen auf, haben sichtlich Spaß. Zwei Zeugen warten im Zuschauerraum geduldig darauf, ihre Aussagen zu machen. Am Ende spricht Richterin Martha das Urteil: „Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil: Der Angeklagte wird zu einer Geldstrafe verurteilt.“

In der „Poststelle“ wundern sich die Jungen und Mädchen, dass so viele Briefe in den Kisten liegen. „Und das ist alles nur von heute“, ruft ein Kind. Reehuis erklärt: „Es ist sehr wichtig, dass jeder Brief, der hier ankommt, mit einem Eingangsstempel, also Datum versehen, wird, denn Fristen sind das A und O.“ Ein besonderer Abschluss wartet im Untergeschoss des Gebäudes. „Endlich, wir gehen in den Knast“, freuen sich die Viertklässler. Dort wartet Justizwachtmeisterin Sabrina Görißen.

Sie hat die Tür zur Zelle bereits geöffnet. „Hier ist nichts drin, nur eine Toilette, ein Waschbecken und eine Möglichkeit, sich hinzulegen“, erklärt Görißen. Sie zeigt den Schülern die Hand- und Fußfesseln, die gefährlichen Angeklagten angelegt werden. „Bekommen die Leute hier auch etwas zu essen?“, wollen die Kinder wissen. Ein Lunchpaket werde aus der Justizvollzugsanstalt bereitgestellt, erklärt die Wachtmeisterin.

Die meisten Viertklässler lassen sich für einige Augenblicke von Görißen in die Zelle sperren. Sie sind aber auch froh, nach kurzer Zeit wieder „frei zu sein“.

(janj)