Toller Jazz-Mix: Mal dumpf, mal spritzig

Das „Kioomars Musayyebi Quartett“ begeisterte mit seiner Mischung in der Grefrather Buchhandlung.

Foto: Friedhelm Reimann

Grefrath. In seiner Reihe „Kultur am Montag“ gelingt es dem Grefrather Buchhändler Karl Groß immer wieder, internationales Flair in seinen Mini-Konzertsaal zu zaubern und qualitätvolle Weltmusik an den Niederrhein zu holen. So auch beim Abend mit dem „Kioomars Musayyebi Quartett“, das eine Mischung aus orientalischen und europäischen Jazz-Impressionen in sich vereint.

Um den iranischen Santurspieler Kioomars Musayyebi, der vor einiger Zeit bereits mit dem mongolisch-iranischen Ensemble „SEDAA“ in Grefrath aufgetreten ist, haben sich drei Musiker geschart, die unterschiedlicher nicht sein können. Da ist der Gitarrist Christian Hammer, der neben eigenen Werken vor allem die eigenwilligen Kompositionen von Musayyebi arrangiert und mit seinem unverwechselbaren Gitarrenspiel das persische Hackbrett des Santur prächtig ergänzt. Am Kontrabass brilliert Nils Imhorst, der an der Folkwang Hochschule in Essen ausgebildet wurde. Und mit dem Perkussionisten Erfan Pejhanvar aus Amsterdam begleitet ein weiterer Iraner das Quartett auf der persischen Kelchtrommel, der Tombak.

Das Publikum genoss einen Konzertabend der besonderen Art mit einer Weltmusik, wie man sie so selten zu hören bekommt. Die vier hervorragenden Musiker brachten ein Konzert voller Gefühle, ohne ins Kitschige abzudriften, mit viel Wärme und Herz und großem Können dar.

Das Santur ist eine Art Hackbrett, das im alten Persien und heutigen Iran in der klassischen Musik eingesetzt wird. Es wird mit dünnen Holzschlegeln bearbeitet. Und das versteht Kioomars Musayyebi meisterhaft. Er lernte sein musikalisches Handwerk bei dem bedeutenden Santurmeister Faramarz Payevar, ließ sich weiter ausbilden und schaffte den Grad eines Bachelor an der Teheraner Universität.

Er war als Komponist und Santurspieler Mitglied mehrerer iranischer Musikgruppen, schuf Filmmusiken und arbeitete sowohl als Tontechniker wie als Produzent, ehe er als Dozent an Musikhochschulen in seinem Heimatland tätig wurde. Seit 2011 ist er in Deutschland, unterrichtet und komponiert und gründete 2015 sein „Kioomars Musayyebi Quartett“. Außerdem spielt er in einer Big Band der Weltmusik mit dem Namen „Transorient Orchestra“ im Ruhrgebiet.

So exotisch die Klänge des Santur für europäische Ohren sind, so sehr ergänzt sich das Spiel mit der Tombak, der iranischen Kelchtrommel, die Erfan Pejhanvar mit flinken Händen bearbeitet. Das im Zusammenspiel mit europäischen Musikern an Gitarre (Christian Hammer) und Kontrabass (Nils Imhorst) zu hören, war ein ganz besonderes und seltenes Vergnügen. Diese Mischung europäischer und orientalischer Musikeinflüsse brachte Weltmusik vom Feinsten hervor.

Vor der Pause brillierten die vier Musiker mit einem gekonnten Mix aus europäischen und orientalischen Klängen, die zweite Halbzeit stand dann ganz im Zeichen der persischen Musik, die hierzulande nicht so bekannt, aber absolut hörenswert ist.

Das fand auch das Publikum und geizte nicht mit Applaus. Zugaben kamen mit der Musayyebi-Komposition „Emotion“ ausführlich und temperamentvoll von dumpf-brodelnd bis spritzig-sprudelnd, ein Vergnügen.