Traum einer Kultur-Akademie in der Burg

Die gebürtige Kempenerin Ruth Finke und ihre Freundin Ingrid Wolters machen sich für eine kreative Nutzung stark. Vorbild ist die Europäische Kunstakademie im rheinland-pfälzischen Trier.

Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Die Zukunft der Burg ist Ruth Finke nicht egal, auch wenn die Kempenerin schon lange nicht mehr am Niederrhein, sondern in Ditzingen bei Stuttgart wohnt. Von Baden-Württemberg aus verfolgt sie die Diskussionen, die zurzeit — sachlich wie emotional — rund um das Kempener Wahrzeichen geführt werden.

Der Kreis Viersen möchte die Burg an einen Investor verkaufen, gekoppelt an den Wunsch nach einer öffentlichen Nutzung für die Bürger. Landrat Andreas Coenen sucht parallel für die in der Burg gelagerten Bestände von Kreis- und Kempener Stadtarchiv einen neuen Standort.

Ruth Finke hat ihre ehemalige Klassenkameradin Ingrid Wolters gebeten, ihre Ideen für eine künftige Nutzung als „Kultur-Burg“ in Kempen in die Öffentlichkeit zu tragen.

Inspiriert hat sie dazu das Kursprogramm der „Europäischen Kunstakademie Trier“. Die Akademie wendet sich seit fast vier Jahrzehnten an alle, die Interesse haben, Kunst zu machen — sei es, um sich von einer Atelier-Atmosphäre inspirieren zu lassen, zur Professionalisierung in künstlerischen und gestalterischen Berufen, zur Vorbereitung eines Studiums oder einfach aus Freude an der Kunst. So etwas, davon sind die Freundinnen Ruth Finke und Ingrid Wolters überzeugt, kann Kempen auch.

„Kempen ist doch schon Künstlerstadt“, sagt Wolters. Die Akademie in Trier erfreue sich großer Beliebtheit, die Angebote florierten. „Die Kurse sind stark gebucht“, weiß Wolters von Ruth Finke, die dort bereits an Lehrgängen teilgenommen hat.

„Von einem Kulturzentrum würden Stadt und Umland profitieren“, ist Wolters überzeugt. „Die Burg mit ihren vielen Räumlichkeiten müsste nicht groß umgebaut werden.“ Sie kann sich die Burg als „lebendiges Kultur-Zentrum“ mit Musik(schule), Kunst, Fotografie und Literatur vorstellen. „Es wäre ein Kommen und Gehen“, sagt sie.

„Wenn die Burg anfangen würde zu klingen, das wäre doch was“, schwärmt die Kempenerin. Bildhauer könnten ihre Werke draußen im Burggraben präsentieren. „Begegnungen mit den Künstlern wären möglich.“ Die Außentreppe der Burg würde sich für Theateraufführungen eignen.

Dann bringt Ingrid Wolters beispielsweise Unternehmen wie die europaweit tätige Firma Boesner ins Gespräch, die im Sortiment hat, was Kunst benötigt. „So eine Firma könnte man ansprechen, ob sie nicht eine Burg-Etage für Verkaufsräume anmieten will.“

Aus dem Gespräch heraus entwickelt sich die Idee, in der Burg Atelierräume zu vermieten. Miet- und Kursgebühr-Einnahmen durch Schüler und Studenten würden den Burgbetreibern zufließen. „Das wäre schon ein finanzielles Fundament“, meint Wolters.

„Die Burg liegt so zentral, dass man sie immer berührt, wenn man die Kempen unterwegs ist. Sie ist mittendrin.“ Ein idealer Standort für eine „Niederrheinische Burg-Akademie“. So hat Ruth Finke die Idee getauft. Ingrid Wolters würde den Schwerpunkt im Namen auf die kulturellen Inhalte verschieben. Sie spricht lieber von der „Niederrheinischen Kultur-Burg“.