Kempen Zwei reife Schotten adoptiert

Traditionsbrenner Carlo Goertsches hat sein Sortiment um eigenen Single Malt Whisky und einen Doppel-Wacholder erweitert.

Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Carlo Goertsches freut sich über Nachwuchs: Zwei echte Schotten, schon ziemlich alt und ausgesprochen reife Charaktere, heißen jetzt genau wie er — Goertsches. Er hat sie für seine hauseigene Produktfamilie gewissermaßen adoptiert. Und so kommt es, dass zwischen Aberdeen und Inverness nun zwei kleine Stückchen Vorster Straße 22 liegen, die genau in zwei große Fässer passen. Fässer für den ersten Goertsches-Whisky — für Single Malt Raritäten, die mehr als rar sind.

Und es gibt noch eine Neuheit: Der Traditionsbrenner reanimiert ein Urgestein deutscher Schnapskultur, das der Durst schon fast vergessen hat — Doppel-Wacholder in besonderer Verfeinerung. Was bereits die Farbe signalisiert: Nicht wie üblich wasserklar präsentiert sich der Brand, sondern mit zartem Goldton.

Thema Whisky: Der Kempener hat sich Abfüllrechte in zwei schottischen Brennereien gesichert. Kenner kennen die Klasse: Glen Moray und Glentauchers. Bei beiden steht ein Einzelfass für den Goertsches-Whisky. Bei Glen Moray ist der Inhalt 17 und bei Glentauchers 13 Jahre alt. Wenn so ein Einzelfass zur Neige geht, hat der Thomasstädter Zugriff auf ein neues. Und weil edler Whisky ein sensibles Geschöpf ist, das unter komplexen Vorgängen über lange Zeit reift, wird der Single Malt aus dem neuen Fass aromatisch anders munden als die Serie, die nun an der Vorster Straße 22 erhältlich ist. Insbesondere die Holzart und das Mikroklima üben bei der Fassreifung großen Einfluss aus. Die erste Lieferung ist limitiert. Klarer Fall, dass eine solche Rarität mehr kostet als ein paar Kästen Bier.

Carlo Goertsches hat bei Praktika in diversen Destillerien und bei Reisen durch Schottland gute Kontakte geknüpft — und Whisky ist für ihn längst eine Passion. Regelmäßig veranstaltet er in Kempen Tastings.

Und: Der Brenner brennt auf Neues. Nun hat er auch einen Doppel-Wacholder herausgebracht, der nach einem ursprünglichen Rezept der Familie auf der Basis von reinem Alkohol und Wacholder-Maische entsteht, ohne künstliche Zusatzstoffe. Die Destillation wurde sorgsam verändert und verfeinert. Erst reift der Brand sechs Wochen in einem Glasballon heran und danach wiederum sechs Wochen in einem Fass aus Limousin-Eiche — daher der Goldton. Das Ergebnis: „Er schmeckt einfach milder als ein herkömmlicher Doppel-Wacholder“, sagt Goertsches, der überzeugt ist, dass sein aromatisches Produkt gerade auch bei Gin-Freunden gute Chancen hat. So bietet der Familienbetrieb doppelt Neues: eigenen Whisky und eigenen Wacholder.