Über St. Heinrich im Wandel
Zwei Autoren aus Kempen haben ein Werk über die Mülhausener Pfarre geschrieben. Samstag startet der Verkauf.
Mülhausen. Vor einem Jahr haben die Kunsthistorikerin Eva-Maria Willemsen und die Historikerin Ina Germes-Dohmen angefangen, sich durch Archive, Aktenordner und Kartons mit Material zu wühlen, in der Literatur zu forschen und Menschen in Mülhausen zu befragen. Nun liegt das knapp 190 Seiten starke Ergebnis vor: „Kirche im Wandel. St. Heinrich in Mülhausen — Entwicklung einer katholischen Landpfarre im 20. Jahrhundert“. Die beiden Kempenerinnen haben die Geschichte von Kirche und Gemeinde sowie das Wirken der 14 Pfarrer und Rektoren, also der Priester, die in der St. Heinrich-Kirche tätig waren, bevor diese 1953 Pfarrkirche wurde, nachgezeichnet.
„Die Quellenlage war ergiebiger als gedacht“, sagt Eva-Maria Willemsen. Wie wichtig die Archivrecherche ist, merkten sie schnell. Zeitzeugen vergessen im Gespräch manchmal, wichtige Fakten zu erwähnen. „Und das Überlieferte steht auch schon mal im Gegensatz zu den Archiven“, sagt Willemsen. So waren die Mülhausener der Überzeugung, ihr Altar stamme aus dem Atelier Langenberg in Goch. Stattdessen, so sagen es alte Zeitungsberichte, kam er aus Geldern.
Zum Bau selber ist die Quellenlage etwas dünner. Das damalige „Kirchbau-Commité“ wurde von der Haupt-Pfarre in Oedt als privat betrachtet und Schriften fanden nicht den Weg ins Pfarrarchiv. 1900 wurde die Heinrich-Kirche fertig. Die Mülhausener drängten auf die Unabhängigkeit von der Oedter Mutter-Pfarre. Das dauerte nach dem Kirchbau aber noch 53 Jahre. „Die Oedter waren ,not amused’. Es war ein zäher Konkurrenzkampf“, sagt Ina Germes-Dohmen. Erst Pfarrer Bernhard Brück gelang das. Er trug auch dazu bei, dass aus Mülhausen eine Pfarrfamilie wurde.
Ina Germes-Dohmen hat die allgemeinen Kapitel zur Kirchengeschichte im Kulturkampf, Nationalsozialismus, zu liturgischen Bewegungen und Zweitem Vatikanischen Konzil sowie Strukturwandel geschrieben. Denn dies hatte auch Auswirkungen auf die kleine Mülhausener Kirche. „Für die Region sind die Entwicklungen exemplarisch“, so Germes-Dohmen. Daher sei das Buch nicht nur für Mülhausener lesenswert.
Den Anstoß für die Recherchen hatte Pastor Joseph Frohn gegeben, den Auftrag für das Buch der Kirchenvorstand erteilt. Finanziert wurde es durch Spenden. Es ist eine Bestandsaufnahme in Zeiten des Umbruchs.
Als Außenstehende müsse man manchmal schmunzeln, wenn man in den Archiven lese, dass sich die Argumente von vor mehr als 100 Jahren heute wiederholen, sagt Ina Germes-Dohmen. Zum Beispiel, wenn es um den Weg geht, den Gläubige zur Kirche zurücklegen müssen.
Damals ging es um die Selbstständigkeit von Pfarren, heute wird über Fusionen diskutiert. Uwe Wichelhaus, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands von St. Heinrich, wünscht sich, dass die Menschen das Buch zur Hand nehmen, um aus der Geschichte zu lernen. „Wie die Leute damals für Neuerungen gekämpft haben, sollten sie jetzt für Neuerungen kämpfen“, sagt Wichelhaus.