Vereinsleben: Vergessene Schützen

Die St. Josef-Bruderschaft hat seit 1960 kein Heimatfest gefeiert. Jetzt hat sie ihre Fahne renoviert.

Lobberich. Ihre Geschichte ist kurios, ihre Existenz nur Mitgliedern, Nachbarn und wenigen Eingeweihten bekannt: Die St. Josef-Bruderschaft Lobberich-Bocholt-Sittard ist seit über 40 Jahren ruhend gemeldet, sie ist in keinem Verband organisiert - aber dennoch aktiv. Seit 20 Jahren treffen sich die Mitglieder am ersten Sonntag in den Sommerferien zu einer Radtour und zum anschließenden Sommerfest.

Dafür hatte diesmal Walter Grieger die Burg Bocholt zur Verfügung gestellt. Diese Burg und der alter Turm zieren nämlich die renovierte Fahne, die jetzt vorgestellt wurde. Sie war seit dem letzten Schützenfest 1960 untergestellt worden.

"Die Geschichte der St. Josef-Bruderschaft ist kurios", sagt der kommissarische Vorsitzende Andreas Wolfers. Sie sei 1834 gegen den Willen der Lobbericher Obrigkeit gegründet worden. Die Bauern aus den großen Sektionen Sittard und Bocholt verehrten seit Jahrhunderten den Heiligen Josef und gründeten deshalb eine Bruderschaft zu seinen Ehren. Doch weder Bürgermeister Kessels, noch die Brudermeister der großen und mächtigen "St. Sebastianer" aus Lobberich duldeten die Konkurrenz. Sie haben kein Königssilber, keine Fahne und feiern ihr Patronatsfest in der Fastenzeit, hieß es.

Die Bauern hielten an der Bruderschaft fest. Beschafften Königssilber, fanden einen Spender für die Fahne und verlegten das Patronatsfest in die Sommerferien. Als die Bauernfamilie Schönkes 1935 eine neue, große Scheune baute, wurde ein Vogelschießen auf dem Dahlhof organisiert. "Es wurde ein tolles Fest, zu dem sogar die Lobbericher Schützen kamen", heißt es in der Chronik.

Während des Hitler-Regimes und der Nachkriegszeit ruhte die Bruderschaft. 1960 wurde erneut ein großes Schützenfest gefeiert. Das traute sich keiner zu toppen. Geblieben ist das Sommerfest, weil die Bruderschaft das Kennenlernen in den großen, weitläufigen Gebieten Bocholt und Sittard fördern möchte Von 170 Eingeladenen kamen in diesem Jahr nahezu alle.

Die St. Josef-Bruderschaft Lobberich war in den letzten Jahren jedoch auch bei Schützenfesten aktiv und stellte sogar Könige - zum Beispiel in Süchteln-Hagenbroich und Dornbusch. "Zudem werden wir auch am Diözesan-Schützenfest am 26. August teilnehmen und unsere Fahne durch Lobberich tragen", verspricht Andreas Wolfers.