Verjüngung fängt beim Namen an
Der bisherige Propstei-Cäcilien- Chor heißt nun „Laudate“. Damit will er auch auf die geänderte Lage der Kirche hinweisen.
Kempen. Propstei-Cäcilien-Chor war gestern, Laudate ist heute. Der alte Name war nicht nur sehr lang, sondern auch nicht mehr zeitgemäß, fanden seine Mitglieder. Der Kempener Chor möchte sich verjüngen: mit einem jüngeren Vorstand, dem Chorleiter, Kantor Christian Gössel (30) und einem neuen Namen. Damit will der Chor auch auf die geänderte Situation der Kirche hinweisen. „Wir sind jetzt der Chor für alle drei katholischen Kempener Gemeinden“, sagen Gössel und Vorstandsmitglied Claudia Verhaeg (31) im WZ-Gespräch.
Cäcilien-Chor — diesen Namen haben sich viele Singgemeinschaften im 19. Jahrhundert gegeben. Damals wurde auch der Kempener Chor ins Leben gerufen, so Gössel. Und erklärt, dass Cäcilia die Schutzpatron der Kirchenmusik ist. In Kempen wurde aus einem im Jahr 1824 gegründeten Knabenchor schließlich ein gemischter mit dem Namen Propstei-Cäcilien-Chor. Doch der ist seit der jüngsten Mitgliederversammlung passé: Die rund 55 Mitglieder unter dem Vorsitz von Milva Reehuis (37) haben sich für Laudate entschieden. Die inhaltliche Ausrichtung ist jedoch die gleiche geblieben. Kirchenmusik gehört zum Repertoire der Sängerinnen und Sänger.
Wobei Männermangel herrscht. Bei den Stimmen überwiegen die Bässe, Tenöre sind seltener. Die Frauen verfügen über 19 Sopran- und 17 Alt-Stimmen. Eine gute Mischung, findet Gössel. Der studierte Kirchenmusiker hat Chorerfahrung in Berlin unter anderem beim Bach-Chor und dem renommierten Staats- und Dom-Chor, gesammelt. Dazu war er noch Lehrbeauftragter des Faches Chorleitung an der Berliner Universität der Künste. Er sucht auch die Stücke aus, die das Kempener Ensemble dann einstudiert.
Das nächste große Projekt ist die Aufführung des Mozart-Requiems am 19. November. Nach Ostern sollen die Proben beginnen. Und das, wenn möglich, mit vielen neuen Stimmen. Jeder, der Lust am Singen hat, kann mitmachen, betont der Chorleiter. Egal, ob er oder sie Noten lesen kann. „Viele haben Scheu, ihre Stimme auszuprobieren“, weiß Gössel. Sie sagten, sie könnten nicht singen. „Das ist in 90 Prozent der Fälle Quatsch. Hauptsache ist zunächst, dass der Spaß am Singen da ist.“ Es gebe kein Vorsingen, sagt Gössel. Wer Lust hat, kann einfach mal mitmachen und dann sehe man weiter.
Vieles könnte erlernt werden. Es gebe Atem- und Stimmübungen. Und, so betont Gössel: „Singen ist so was von gesund.“ Die richtige Atmung, das Gehirn werde beansprucht, die räumliche Vorstellung aktiviert. Und das Alter spiele fürs Mitmachen ebenfalls keine Rolle.
Für das Mozart-Projekt sind auch Mitglieder anderer Chöre willkommen. „Wir wollen niemanden abwerben“, betont Verhaeg. Aber sie hofft auf einen großen Chor für das Konzert. Die Proben beginnen am 20. April um 20 Uhr im Pfarrsaal von Christ-König am Concordienplatz. Sie dauern in der Regel 90 Minuten. „Wer an den Probentagen verhindert ist, kann an den drei geplanten Probenwochenenden teilnehmen“, sagt Gössel.
Neben der Lust am Singen gehört laut Verhaeg aber auch die Freude an der Gemeinschaft. So gibt es beispielsweise Chorfahrten, Ausflüge und gemeinsame Essen. Sie selbst hat über ihre Mutter Annegret Schmitz-Verhaeg, die ebenfalls dem Vorstand angehört, zum Chor gefunden. Davor habe sie lange im Jugendchor gesungen. Eigentlich hatte sie sich eher vorgestellt, in einem Gospelchor zu singen, aber dann im Propstei-Cäcilien-Chor ihre musikalische Heimat gefunden.