Vermisst: Junge Frauen verschwinden am häufigsten

Ein Fall wie Dagmar Knops löst bei den Ermittlern eine Kette von Prozessen aus. Die Fäden laufen in Düsseldorf oder Wiesbaden zusammen.

Niederrhein. Vor 20 Jahren ist die damals 22-jährige Studentin Dagmar Knops auf dem Nachhauseweg von einem Kneipenbesuch in der Altstadt spurlos verschwunden. Der Fall wird jetzt wieder aufgerollt, weil ein anonymer Brief aufgetaucht ist, der der Kripo eine Spur Richtung Villa Horten gewiesen hat.

"Das ist nicht unser einziger spektakulärer Vermisstenfall", sagt Frank Scheulen (Foto). Der 1. Kriminalhauptkommissar ist Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) mit Sitz in Düsseldorf. Dort werden solche Fälle gesammelt, es wird eine Akte angelegt, auf die die Kommissariate vor Ort - so auch bei Dagmar Knops - zurückgreifen können.

Allein 2006 liefen beim BKA 11.694 Anzeigen auf vermisste Personen in NRW ein; mehr als die Hälfte Jugendliche, gut ein Viertel Kinder. 3.780 waren weibliche Jugendliche. "Ausreißerinnen, erster Liebeskummer, schlechte Noten, weg vom Heim- diese Fälle sind uns hinlänglich bekannt", so Scheulen.

"Allerdings taucht das Gros der Vermissten auch bald wieder auf", beruhigt der LKA-Mann. Ende 2006 galten von den knapp 11.700 verschwundenen Personen lediglich noch 68 als vermisst.

Anders gestalte es sich bei Langzeit-Vermissten (mindestens vier Wochen) - wie Dagmar Knops. Hier liefen in der LKA-Datei im Zeitraum 1990 bis 2004 insgesamt 670 Fälle auf. Aus Erfahrung und Fällen wie Natascha Kampusch, die acht Jahre verschwunden war, wissen die Ermittler, dass die Hoffnung nie aufgegeben werden darf. "Auch für die Angehörigen ist es besser, Gewissheit zu haben." Dann könne - im schlimmsten Fall einer Leiche - die Trauerarbeit beginnen.

So im Fall Sascha Scheuvens. Der damals 15-jährige Willicher verschwand am 21. Januar 1991 an der Schiefbahner Autobahn-Raststätte Cloerbruch. Ende Juni 2001 wurde die Leiche in einem Kleingarten zwischen Neuwerk und Neersen ausgegraben- ermordet vom Vater seiner Ex-Freundin.

Das ist aber auch der einzige spektakuläre Fall, an den der Kreis Viersener Polizei-Sprecher Wolfgang Wiese sich erinnern kann. "So was wie Dagmar Knops haben wir nicht alle Tage", sagt der Kempener.

Die Fäden laufen immer in Düsseldorf beim LKA oder- wenn die Spur nach Europa führt- beim Bundes-Kriminalamt (BKA) in Wiesbaden zusammen. Wird im Rhein in den Niederlanden eine Leiche aus dem Wasser gefischt, schlägt dort über Interpol eine Nachricht auf, so dass in Sekundenschnelle in den jeweiligen Vermissten-Dateien nachgeblättert werden kann.