VHS-Bereichsleiter Hufer arbeitet auch im Ruhestand an vielen Projekten
Als VHS-Bereichsleiter geht Klaus-Peter Hufer in Rente. Der Kempener Politikwissenschaftler arbeitet aber an vielen Projekten, will unbequem bleiben.
Kempen. Professur an der Universität Duisburg-Essen, Lehraufträge an den Hochschulen in Hannover und Fulda, vier Buchprojekte, mehrere Anfragen für Vorträge — ein Ruhestand sieht sicherlich anders aus.
Bei Professor Dr. Klaus-Peter Hufer aber nicht. Als Fachbereichsleiter der Volkshochschule (VHS) des Kreises Viersen geht der 65-Jährige jetzt in Rente. Weniger arbeiten wird der Kempener Politikwissenschaftler aber wohl nicht.
„Nach so vielen Jahren ist es gut, dass ich jetzt raus aus dem Alltagsgeschäft komme“, erzählt Hufer im Gespräch mit der WZ. Seine Konzentration gelte nun den bereits erwähnten Projekten. Nichtsdestotrotz hat er die fast 40 Jahre im Dienst des Kreises Viersen genossen. „Das war eine tolle Zeit mit großartigen Kollegen. Wir haben viel auf den Weg gebracht“, so Hufer.
Bei seinem Dienstantritt 1976 im Kempener Kreishaus hätte der aus Südhessen stammende Wissenschaftler nicht gedacht, dass er so lange am Niederrhein bleibt. „Ich kam aus einer politisch sehr bewegten Gegend hierher“, erinnert sich der Fachbereichsleiter für Sozial- und Geisteswissenschaften.
Das konservativ geprägte Kempen sei damals „eine andere Welt“ gewesen. Deshalb sei es für den stets unbequemen Hufer nicht immer einfach im Kreis Viersen gewesen. Über diese längst vergangenen Tage möchte Hufer aber nicht mehr allzu viel reden.
„Mit der Zeit habe ich viele engagierte Leute kennengelernt. Deshalb bin ich sehr gerne hier geblieben“, so der Professor. Gerade in den letzten Jahren seines Dienstes für den Kreis sei viel bewegt worden. „In der Region herrscht ein gutes Klima für die Volkshochschule. Die Verantwortlichen legen viel Wert auf politische Bildung. Das ist in Zeiten knapper Kassen nicht selbstverständlich“, lobt Hufer.
Hängen geblieben sind aus den vergangenen Jahrzehnten vor allem die vielen Veranstaltungen, die Hufer in Kempen und Umgebung organisiert hat. „Wir hatten viele bedeutende Persönlichkeiten da“, erinnert sich der Wissenschaftler und nennt beispielhaft den heutigen Bundespräsidenten, Joachim Gauck, sowie den früheren Vorsitzenden des Zentralrates der Juden, Ignatz Bubis.
„Vor allem Bubis hat mich an einem Abend im Thomaeum sehr beeindruckt“, so Hufer. Der Gast sei damals von Rechtsextremen bedroht worden und habe unter Polizeischutz gestanden. „Bubis’ souveräner Umgang damit war überwältigend. Das war lebendige Demokratie.“
Der Kampf gegen Rechts liegt Hufer seit vielen Jahren am Herzen. In mehreren Publikationen hat er den Umgang mit dem Problem analysiert und sich in zahlreichen Veranstaltungen damit auseinandergesetzt.
Als die rechtsextreme NPD vor einigen Monaten immer massiver in Kempen auftauchte, mischte sich Hufer sofort ein: „Es darf auf keinen Fall unterschätzt werden, dass es in Kempen eine empörende Präsenz von Plakaten und rechten Parolen gibt“, sagte er vor der Bundestagswahl 2013.
Und wie schätzt der Experte die aktuelle politische Lage angesichts sinkender Wahlbeteiligung und immer mehr Verdruss ein? „Ich sehe das nicht so schwarz“, meint Klaus-Peter Hufer. „Es gibt heute nicht weniger Demokratie in Deutschland. Vielmehr gibt es tolle bürgerliche Projekte, die sich einmischen.“ Der Protest gegen „Stuttgart 21“ sei ein Beispiel dafür.
Und auch in Kempen gibt es laut Hufer so eine Bewegung: Die Initiative „Denk mal an Kempen“, in der sich der Politikwissenschaftler engagiert. „Dort treffe ich auf viele spannende Leute“, sagt Hufer über die Gruppe, die sich aus Sorge um den Denkmalschutz in der Altstadt zusammengefunden hat.
„Es macht mir große Freude, mich dort zu engagieren, gemeinsam etwas zu bewegen.“ So eine Initiative sei ein guter Weg, Demokratie zu leben. Hufer möchte unbequem bleiben, seine Meinung sagen: „Politik geht alle an.“