Kempen Viel Aufsehen um den liberalen Popstar Christian Lindner
FDP-Spitzenkandidat Christian Linder hatte Montagabend einen Wahlkampfauftritt in Kempen. Rund 500 Besucher hörten seine Rede auf dem Buttermarkt.
Kempen. Es hatte schon etwas vom Auftritt eines Popstars: Teenager machen Selfies mit ihm, Kinder holen sich Autogramme und Parteimitglieder stehen mit leuchtenden Augen vor der Bühne. Die Rede ist vom Auftritt des FDP-Spitzenkandidaten und Bundesvorsitzenden Christian Lindner in Kempen. Die große Hoffnung der Liberalen in Land und Bund lockte am Montagabend rund 500 Interessierte auf den Buttermarkt.
Dazu hatten die Liberalen großes Besteck dabei. Im Rahmen der Tour durch NRW wurde wenige Tage vor der Wahl am Sonntag eine Bühne der Landes-FDP aufgebaut. Darauf spielte eine Band und ein professioneller Moderator sowie Landes-Vize Michael Joachim Stamp überbrückten den Besuchern die Wartezeit, bis Lindner leicht verspätet um 18 Uhr das Wort ergriff — mit dem Glockenschlag der Propsteikirche.
Im Rahmen seiner rund 45-minütigen Rede machte Lindner einen Ritt durch die Themen, die aus seiner Sicht wichtig für NRW und Deutschland sind und werden. Gleich zu Beginn vergaß der 38-Jährige aber nicht zu erwähnen, dass am Sonntag ein „redegewandter 39-Jähriger mit liberalem Gedankengut“ in Frankreich zum Präsidenten gewählt worden ist. „Die Wahl von Emmanuel Macron ist gut für Europa“, so Lindner.
Wenig überraschend ließ der FDP-Chef kein gutes Haar an der siebenjährigen Regierungszeit von Rot-Grün in NRW. Unter anderem Innenminister Ralf Jäger (SPD) stand im Fokus von Lindners Kritik: Ministerpräsident Hannelore Kraft habe gesagt, dass sie bei Jäger keine Fehler entdeckt habe — sie werde ihn nicht entlassen, so Lindner: „Wenn das so ist, meine Damen und Herren, dann haben Sie am Sonntag die Möglichkeit, Hannelore Kraft zu entlassen.“ Nicht nur für diesen Satz erntete der gute Rhetoriker auf dem Buttermarkt viel Applaus.
Bei seinem eine knappe Fußball-Halbzeit andauernden Flug durch Landes- und Bundesthemen — bekanntlich ist Linder bei beiden Wahlen die Nummer eins der FDP — holte er die Leute in ihrem Alltag ab. So berichtete Lindner zum Beispiel von seiner Frisörin und erklärte mit ihrer Hilfe die liberalen Leitlinien bei der Inneren Sicherheit oder der Bildung.
Ebenso warnte der gebürtige Wuppertaler vor der Fortsetzung von Rot-Grün, aber auch vor einer möglichen Großen Koalition mit Hannelore Kraft und Armin Laschet in den Hauptrollen — sprach rückblickend auf deren TV-Duell in der vergangenen Woche von einem „TV-Duett“.
Lindner schloss dann mit der klaren Botschaft an die Besucher auf dem Buttermarkt, am Sonntag FDP zu wählen. Er rief aber auch dazu auf, dass es wichtig sei, überhaupt zur Wahl zu gehen — vor allem, um populistische Tendenzen einzudämmen.
Auch Menschen, die Christian Lindners politische Vorstellungen nicht auf Anhieb teilen, erkannten neidlos an, dass er über eine enorme Überzeugungskraft verfügt. „Eine gute Vorstellung. Der kommt gut ’rüber“, sagte ein CDU-Mitglied aus dem Kreis Viersen, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen wollte. Da tun Linder und der FDP auch die Meinungen nicht weh, nach denen er der oder das einzige ist, was die Liberalen derzeit zu bieten haben. Im Gegenteil — die FDP nutzt die Popularität ihres Spitzenmannes: „Es gibt jetzt noch die Gelegenheit, Selfies mit Herrn Lindner zu machen“, rief der Moderator zum Abschluss der Veranstaltung.