Grefrath Vier deutsch-französische Ehen wurden geschlossen
Die Gäste aus Frévent und Gerbstedt sowie die Grefrather Gastgeber tauschten bei einer Kaffeetafel Anekdoten aus.
Grefrath. Diese Freundschaft lebt. Die Feiern zum 50-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Grefrath und dem französischen Frévent haben gezeigt, wie eng die Verbindung der Orte ist. Die Gastgeber aus der Niersgemeinde boten der 30-köpfigen Delegation aus dem Nachbarland während des Pfingstwochenendes ein abwechslungsreiches Programm. Unter anderem mit Tanzabend in der Albert-Mooren-Halle und Besuch der Burg Uda.
Zahlreiche Vereine brachten sich ein. Mehrere Chöre sorgten für musikalische Begleitung. Vertreter von Feuerwehr, Schützen und Sportvereinen präsentierten sich am Samstag beim großen Zapfenstreich auf dem in den Farben der Tricolore geschmückten Grefrather Markt.
Bürgermeister Manfred Lommetz nutzte die Zusammenkunft, um die Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft zu unterstreichen: „Die Herzen beider Länder müssen immer im gleichen Takt schlagen.“ Georg Pauls, 2. Vorsitzender des Vereins „Freunde von Frévent“, erinnerte an den Start der Städtepartnerschaft. Das Ziel Menschen aus beiden Staaten zusammenzubringen, sei erreicht.
Pauls nimmt seit 1966 an Fahrten nach Frévent teil: „Damals gab es ganz viel Neugier und die Bereitschaft sich in Ruhe kennenzulernen.“ Echte Feindseligkeit habe er in 60ern, 20 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, nie gespürt. Erfreulich sei, dass beide Gemeinden bereit sind, voneinander zu lernen.
Das können die Grefrather aktuell, wenn es darum geht, Jugendliche für Politik zu begeistern. Seit zwei Jahren gibt es in Frévent ein von Schülern gewähltes Jugendparlament. Sieben der 18 jungen Parlamentarier stellten das Projekt vor. „Wir wollen unsere Stadt schöner machen“, sagte der zehnjährige Nathan. „Wir tagen einmal im Monat und reden über unseren Ort“, erklärte der 14-jährige Etienne. Auch die Städtepartnerschaft interessiere sie. Daher sind sie mit nach Grefrath gekommen. „Es ist eine wirklich schöne Stadt“, lobte Nathan.
Den Reiz der Städtepartnerschaft machen vor allem die vielen kleinen Geschichten und Anekdoten aus. Viele Freundschaften sind entstanden und vier Ehen sind zwischen beiden Orten geschlossen worden.
Während des Wochenendes gerne erzählt und gehört: Die Geschichte von Christel Maas-Bessard und Domenique Bessard, die mit Familie angereist waren. Christel nahm in den 60er Jahren an den ersten Austauschfahrten nach Frankreich teil. Dort war sie bei Domeniques Familie untergebracht. Die Jugendlichen kamen sich näher. „Dann hat es gefunkt. Wir haben uns verliebt“, sagt die heute 66-Jährige. Das damals junge Paar schickte sich in den Monaten der Trennung unzählige Briefe. „Ich habe sie bis heute mit allen Fotos in einer Kiste aufbewahrt“, sagt Christel. Dennoch verloren sie sich aus den Augen. „Ich habe begonnen in Münster zu studieren. Wir konnten uns nicht sehen. Da dachte ich, dass das mit uns keine Zukunft hat.“ Beide gingen ihren Weg, heirateten, gründeten Familien.
2002, beide waren mittlerweile geschieden, nahm Christel wieder Kontakt zu Domeniques Schwester Marine auf. Sie rief gleich ihren Bruder an: „Ich wusste, dass Domenique Christel immer noch liebt.“ Er schrieb Christel einen Brief, mit Herzchenbriefmarke. So wie damals. „Es war Fügung“, meint Christel heute. Domeniques größte Sorge: „Ich dachte, sie spricht kein Französisch mehr. Als wir das erste Mal wieder telefoniert hatten, war ich ganz überrascht.“ Christel hatte ihre Sprachkenntnisse stets gepflegt. Rasch folgte das erste Treffen. „Ich habe Vieles an ihm gleich wieder erkannt“, erinnert sich Christel. 2008 folgte die Hochzeit. Eine filmreife Story findet Domenique. Und wohl der beste Beweis, dass sich 50 Jahre Städtepartnerschaft durchaus gelohnt haben.