Weberhaus in St. Hubert: Alles andere als Spinner

Im Kleinod des Heimatvereins wird altes Handwerk wieder lebendig.

St. Hubert. Das Weberhaus von 1857, das Domizil des Heimatvereins, ist zwar mehr als nur einen Besuch wert - trotzdem bemühen sich die Heimatfreunde, den Besuchern Neues zu bieten. Zum Tag der offenen Tür sind jetzt wieder alte Handwerkskünste präsentiert worden.

Viele Besucher - auch zahlreiche jüngere Leute - ließen sich von der Aura des Denkmals gefangen nehmen. War früher wirklich alles besser? Ein Blick ins Plumpsklo macht nachdenklich. Und das der Vorläufer des Bidets in edler Keramik eine Sitzbadewanne aus Zink war, lässt auch nicht unbedingt alte Zeiten herbeisehnen.

Die Zinkbadewanne ruft beim Heimatverein-Vorsitzenden Hans-Josef Güldenbog Erinnerungen wach: "Wenn alle gebadet hatten, wurden noch die Klompen in dem Badewasser gewaschen."

Ein Stück sehr gut riechende Natur, eingefasst in Buchsbaumhecken: Der Bauerngarten, den die Floristin Karin Schubert in Schuss hält. "Erdbeerkes" und anderes Obst und Gemüse fehlt, das würde zu viel Arbeit machen.

Heimatverein-Vize Werner Bovenschen erweist sich als wandelndes Lexikon: "Der Raum vorne links im Weberhaus ist ausgestattet mit altem Mobiliar aus dem Familienbesitz des aus St.Hubert stammenden Monsignores Toni Knippen."

Sie gehören fast schon zum Inventar, aber Heinz Klinkhammer am Webstuhl und Günter Linke am Spinnrad wird gerne beim Arbeiten über die Schulter geschaut. Über mangelndes Interesse brauchen sich auch Horst Birk und Rolf Michalek nicht zu beklagen. Michalek (71) demonstriert, welche Kunstwerke man aus einem 300 Jahre alten wurmstichigen Eichenbalken schnitzen kann: "Das Holz ist innen kernig", gibt der gelernte Bäcker zu verstehen, der gerade eine "Knieende mit Füllhorn" in Arbeit hat. Bewunderung erntet der Krefelder für sein Imitat der Laokoon-Gruppe.

Horst Birk (68), aus Ostpreußen stammender St. Huberter, lässt den Bohrer mit dem Diamantstift auf Gläsern surren - die Gravur malt er später aus. Birk hat auch eine Auswahl seiner Bilder mitgebracht.