Weiterhin massive Kritik an neuer „Seepferdchen-Schwimmhalle“

Nach dem Umbau des „Aqua-Sol“ wird es wohl Probleme mit der Abnahme von Abzeichen geben. Der Bauantrag wird nächste Woche gestellt.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Die schnöde Nachricht überrascht nicht: Trotz der starken Kritik von Freizeitschwimmern und Vereinen werden die Stadtwerke nicht mehr von ihren Umbauplänen für das Aqua-Sol abrücken. Der vom Aufsichtsrat — also von Vertretern des Kempener Stadtrates — abgesegnete 7,5 Millionen Euro teure Umbau wird umgesetzt. „Der Bauantrag wird nächste Woche gestellt“, sagte Badleiter Wolfgang Werthschule in der Sitzung des Sportausschusses am Donnerstagabend.

Nun muss sich dieses Gremium eigentlich nicht mit einer Angelegenheit der Stadtwerke GmbH befassen. Auf Antrag des Stadtsportverbands (SSV) wurde die unternehmerische Entscheidung der 100-prozentigen Stadttochter aber zum politischen Thema.

Wie schon eine Initiative von einigen Bürgern und so mancher Vereinsvertreter übte auch SSV-Vorsitzender Winand Lange Kritik an den Plänen, das 50-Meter-Freiluftbecken zugunsten einer neuen Halle mit einem 25-Meter-Becken (vier Bahnen) und einem modernen Fitnessbecken aufzugeben. „Wir als Stadtsportverband begrüßen zwar, dass die Stadtwerke durch diese Maßnahme den langfristigen Erhalt des Aqua-Sols sichern wollen“, so Lange. „Für uns ist das aber nur die zweitbeste Lösung.“

Aus Sicht des SSV gilt das insbesondere für die Belange der Vereine und Schulen. Man werde künftig eine Halle haben, in der nur noch die Prüfung des Seepferdchens abgelegt werden könne. Aufgrund der fehlenden Beckentiefe und einer nicht vorhandenen Sprunganlage seien Bronze, Silber und Gold in der der neuen Halle nicht mehr möglich. Gold und Silber seien so in Gänze — also auch in den noch vorhandenen Außenbecken — nicht mehr möglich.

Ulrich Walkenbach, Ausbildungsleiter der DLRG, unterstrich das in seiner Stellungnahme und fragte, ob dies dem Sportdezernenten Michael Klee und den anwesenden Aufsichtsratsmitgliedern überhaupt bekannt sei. „Denn mein Stand ist, dass die Schulleiter in Kempen noch gar nichts davon wissen“, so Walkenbach.

Klee sagte, dass diese Problemstellungen dem Schuldezernat nicht bekannt seien. In die Angelegenheiten des Unternehmens Stadtwerke sei das Dezernat auch nicht involviert. Auch Ausschussvorsitzender Jürgen Pascher (SPD), der auch Mitglied des Aufsichtsrates ist, bestätigte ebenfalls, nichts von den Problemen mit Abzeichen zu wissen.

Pikanterweise erwähnte Pascher zudem, dass die Geschäftsführung der Stadtwerke in der Planungsphase gegenüber dem Aufsichtsrat betont hätten, dass die Vereine in die Überlegungen eingebunden und fortlaufend informiert würden. Das verneinten Walkenbach und Lange in der Ausschusssitzung. Andere Vereinsvertreter hatten unserer Redaktion bereits bestätigt, erst durch die WZ-Berichterstattung von Ende Februar und Anfang März von den Umbauplänen erfahren zu haben. Die schwimmsporttreibenden Vereine seien außen vor gelassen worden, so Winand Lange: Dadurch habe man eine große Chance vertan, mit der Investitionssumme von 7,5 Millionen Euro deutlich mehr für das Kempener Bad herauszuholen.

Badleiter Werthschulte versicherte, dass sich die Verantwortlichen viele Gedanken gemacht haben. Nach intensiven Gesprächen und einer umfassenden Beratung des Unternehmens Altenburg sei dies nun die beste Lösung.

Begrüßt wurde sowohl von Walkenbach als auch von Lange, dass die Stadtwerke durch einige Kompromisse etwas auf die Vereine zugegangen seien. Unter anderem durch die Rückkehr zu den Freibad-Öffnungszeiten von Mai bis September sei mehr möglich. Allerdings auch nur, wenn das Wetter mitspiele. „Schon das heutige Wetter mit knapp 20 Grad und Regenschauern macht es schwierig, dass Kinder draußen Schwimmsport betreiben“, so Walkenbach am Donnerstagabend.

Die Mehrheit der Mitglieder des Sportausschusses wollte sich nicht zum Thema äußern. Und zwar mit Blick darauf, dass in der Angelegenheit über die Gremien der Stadtwerke alles besprochen und abgesegnet sei. Dennoch wurde über den Antrag von Günter Solecki (Die Linke) abgestimmt, ob die Politiker doch noch etwas zum Thema sagen dürfen. Ihre Meinung äußern wollten Joachim und Jonas Straeten (Die Grünen) sowie Bernd Fröchtenicht und Thomas Rox (CDU). Die anderen anwesenden Mitglieder stimmten dagegen bzw. enthielten sich — deshalb kam es nicht zur Aussprache.