Straßenname Grobben-Straße: Erklärendes Hinweisschild als Lösung?

Kempen · Statt einer Umbenennung wegen Grobbens Nazi-Vergangenheit schlägt Historiker Hans Kaiser eine neue Idee vor.

Unter dem Straßenschild wird derzeit die Begründung des Namens dahingehend erklärt, dass Wilhelm Grobben ein „Heimatdichter in Kempener Mundart“ war. Geht es nach Hans Kaiser und dem VLN könnte bald auch etwas zu seiner NS-Vergangenheit und der Auseinandersetzung der Politik mit diesem Thema auf einem Hinweisschild zu lesen sein.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Wird es in Kempen weiterhin eine Wilhelm-Grobben-Straße geben oder nicht? Am Dienstagabend nach der Sitzung des Haupt- und Finanzausschuss sollte es eine Antwort auf diese Frage geben. Nachdem der Kulturausschuss mit 8:7 für eine Umbenennung der Straße gestimmt hatte, müssen die Mitglieder des Hauptausschusses nun die finale Entscheidung treffen. Dabei steht die Abwägung zwischen den Verdiensten des Heimatdichters und seiner Nazi-Vergangenheit (unter anderem als Ortsgruppenleiter der NSDAP) im Fokus der Überlegungen.

In der Debatte hat der Kempener Historiker nun einen anderen Lösungsansatz ins Spiel gebracht. „Muss es gleich eine Umbenennung sein?“, fragt Kaiser in einem Beitrag für die „Rheinische Post“. „Als Alternative kann beispielsweise unter dem Straßenschild eine Zusatzinformation angebracht werden, die das Für und Wider der Namensgebung darstellt. Eine Tafel könnte zeigen, dass die Politik sich mit dem Problem auseinandergesetzt hat. Sie würde zudem zur Beschäftigung mit unserer Vergangenheit anregen. Das würde so manchen zum Nachdenken bringen – was immer empfehlenswert ist.“ Kaiser hat auch einen Text-Vorschlag für einen entsprechenden Hinweis: „Diese Straße wurde 1964 nach einem in Kempen beliebten Heimatdichter benannt. Er war aber auch anderthalb Jahre NS-Ortsgruppenleiter und nahm mehrere Funktionen im NS-Kulturwesen wahr. Damit verkörpert er ein Dilemma deutscher Geschichte.“

Kaisers Idee stößt beim Verein Linker Niederrhein (VLN) auf Zustimmung. Der Verein, dessen Vorsitzender Grobben einst war, teilt mit: „Wir begrüßen ausdrücklich den von Hans Kaiser gemachten Vorschlag, statt der Umbenennung durch ein Zusatzschild auf das historische Dilemma im Fall Grobben hinzuweisen.“ Der Vorschlag Kaisers vermeide das bisher im Raum stehende kompromisslose Entweder-Oder, findet der VLN: „Stattdessen werden Werk und Leben Grobbens vor Ort im Sinne einer echten Vergangenheitsbewältigung verbunden, die ja auch nicht nur in den Gremien der Stadt Kempen stattfinden sollte.“ Die Sitzung des Hauptausschusses beginnt am heutigen Dienstag um 18 Uhr im Rathaus am Buttermarkt. Weitere Infos zur Sitzung unter:

(tkl)