Willkommen in der Niersgemeinde

Bürgermeister Manfred Lommetz begrüßte Neubürger in Grefrath. Unter ihnen waren am Samstag zahlreiche Flüchtlinge.

Foto: Lübke

Grefrath. Etwas mehr als 100 Menschen, die 2014 noch nicht in der Gemeinde Grefrath gelebt haben, kamen am Samstagnachmittag zum Neubürgerempfang in die Aula der Sekundarschule. Die beiden größten Gruppen waren die Neugeborenen mit ihren Eltern sowie die Asylbewerber. Aber auch Zugezogene aus anderen Städten und zum Teil von weit her nahmen an der Traditionsveranstaltung teil.

Bürgermeister Manfred Lommetz zeichnete mit Worten ein wunderschönes Bild von Grefrath. Er musste sich aber auch mit äußerst unzufriedenen Bürgern auseinandersetzen.

Sabine Delschen (44) ist keine Neubürgerin. Sie kümmert sich um den 36-jährigen Hussein aus Syrien, der Gitarre spielte. Ob es ihm in Grefrath wohl gefällt? „Er hat große Sehnsucht nach seiner Frau und den drei Kindern, die noch in Syrien sind“, sagte Sabine Delschen. Neben ihr saß Evelyn Oeking. Die 51-Jährige hilft unter anderem Ade aus Somalia, sich in Grefrath zurecht zu finden und erteilt Flüchtlingen Sprachunterricht.

Isabel van Florep hat immer schon in der Gemeinde gelebt. Die 30-Jährige war zum Neubürgerempfang mit ihrer acht Monate alten Tochter Ella gekommen. Sie saß zusammen mit Sarah Zoch an einem Tisch: „Wir kennen uns seit der gemeinsamen Grundschulzeit und haben uns im Krankenhaus nach Jahren wiedergesehen“, erklärte Isabel van Florep. Die Tochter ihrer Schulfreundin heißt Jette und ist ebenfalls acht Monate alt.

Ein Ehepaar aus Schwedt an der Oder, das namentlich nicht genannt werden möchte — beide sind 77 Jahre alt —, suchte sich eine Wohnung rund 700 Kilometer von der Heimat entfernt. Warum ausgerechnet in Grefrath? „Hier lebt unser Sohn mit seiner Familie und seinen Schwiegereltern“, erklärte der Senior. Und er fügte hinzu: „Wir fühlen uns hier richtig wohl.“

Das kann Otto Schulze nun wahrlich nicht behaupten: Der 62-Jährige hatte vor einem Jahr sein Anwesen in Kempen gegen einen seniorengerechten Bungalow im Neubaugebiet „Im Klostergarten“ in Mülhausen eingetauscht. Er ist wie einige andere Neubürger in diesem Gebiet mächtig enttäuscht: „Von den schweren Landmaschinen, die von einer Biogasanlage zur anderen fahren, geht eine unzumutbare Lärmbelästigung aus, und zwar von 8 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts. Und niemand bei der Verwaltung hilft uns.“ Die Neubürger denken bereits nach neun Monaten an den Verkauf ihrer Immobilien.

Bürgermeister Lommetz hatte in seiner Begrüßungsrede folgendes erklärt: „Es war sicher eine gute Entscheidung, nach Grefrath zu ziehen.“ Die Flüchtlinge begrüßte er extra: „Ich heiße Sie aufs Herzlichste in unserer Gemeinde willkommen.“

Zu den Vertretern der Parteien, die sich auf dem Neubürgerempfang blicken ließen, gehörten die CDU-Fraktionsvorsitzende Wilma Hübecker, der CDU-Vorsitzende Dieter Maus sowie der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Jens Ernesti.