WZ-Mobil: „St. Hubert ist durchaus attraktiv“
Die Markthändler sind mit dem Ortskern zufrieden. Es gibt aber auch kritische Stimmen zur Stadtplanung am Kendel.
St. Hubert. Konditormeister Heinrich Poeth war am Mittwoch der gefeierte Held am WZ-Mobil auf dem Marktplatz. Er brachte der Redaktion und den Lesern heißen Kaffee und frischen Kuchen. Bei strömendem Regen und kalten Temperaturen machte er allen damit eine große Freude. Poeth hatte zum Thema der WZ-Aktion („Wie attraktiv ist der St. Huberter Ortskern?“) aber auch eine Meinung mitgebracht: „Was fehlt, ist ein Konzept zur Stadtplanung. Die Stadt Kempen sollte sich mehr Gedanken um St. Hubert machen. Immerhin ist die Lage des Ortskerns ideal: Es gibt genug Straßen und Parkplätze. Stressfreies Einkaufen könnte leichter nicht sein.“
Hubert Peuker wünscht sich auch eine bessere Planung: „St. Hubert ist durchaus attraktiv, hat aber infolge von städtischen Planungsfehlern einen als Parkplatz genutzten unattraktiven Ortskern mit mehreren leerstehenden Ladenlokalen.“ Zu einer effizienten Planung gehört aus seiner Sicht, „dass die Bürger mit einbezogen werden“. Dies sei zum Beispiel in der Diskussion um einen attraktiveren Marktplatz 2011, die Peuker angeschoben hatte, nicht geschehen. „Statt die öffentliche Meinung zu erforschen, unterstützte die Stadt damals spontan und einseitig die Meinung des St. Huberter Werberings“, so Peuker.
Völlig unzufrieden mit dem Einkaufsangebot in St. Hubert ist Elke Siebold. Sie wandte sich per E-Mail an die Redaktion: „Von einem attraktiven Ort sollten wir besser nicht sprechen.“ Die Grundversorgung sei zwar gegeben, man bekomme aber nicht alles im Ort. „Jüngst musste ich einen Baby-Schnuller für meine Enkelin Luisa kaufen. Weder bei Edeka noch in den beiden Apotheken habe ich einen bekommen“, schreibt Siebold. „Die Apotheken hätten den Schnuller zwar bestellt, ich musste ihn aber sofort haben.“
Wie viele St. Huberter wartet Siebold sehnsüchtig auf die Eröffnung der Rossmann-Filiale im früheren Schlecker-Markt an der Königsstraße. Erst sollte es schon im Juni soweit sein. Nach Verzögerungen wegen einer Baugenehmigung will die Drogeriekette nun in Kürze mit dem Umbau beginnen und wahrscheinlich im Herbst eröffnen.
Unzufrieden ist Elke Siebold auch mit dem Wochenmarkt, der inzwischen nur noch aus vier Ständen (Obst/Gemüse, Geflügel, Feinkost und Fisch) besteht. Das sieht Geflügelhändler Thomas Schatten anders: „Für uns ist der Wochenmarkt in St. Hubert immer noch attraktiv. Unsere Stammkunden halten uns hier die Treue.“ Ärgerlich findet Schatten oftmals das Verhalten von Autofahren. „Viele versuchen, quasi auf dem Wochenmarkt zwischen den Ständen zu parken. Hier kommt es häufig zu Unfällen. Dagegen muss etwas getan werden.“
Entspannter sieht Gemüsehändler René Schiergen aus Issum-Sevelen die Lage: „Unsere Kunden sind zufrieden mit uns, und wir sind es auch mit ihnen. Am Ende zahlt sich Qualität aus, und dafür sind wir Marktbeschicker ja bekannt“, sagt Schiergen. Seine Kundin Marita Keens nutzt diese Möglichkeit gerne und kauft auch sonst in St. Hubert ein. „Wenn doch mal was fehlt, fahre ich nach Kempen. Aber was machen die, die nicht mobil sind?“, fragt sie sich.
„Schade“ findet Andrea Lohbeck die vielen Leerstände im Ortskern. Sie plädiert für den Erhalt aller Parkplätze — das mache St. Hubert als Einkaufsort besonders attraktiv. Von „katastrophalem Parkplatzsuchen“ berichtet hingegen Robert Kursawa, der sich ein Geschäft für „Schrauben und Baubedarf“ wünscht. „Mehr Geschäfte würden den Ort beleben“, meint Zahnärztin Gabi Meuser. Sie vermisst einen Drogerie- und einen zentralen Supermarkt: „Zwar gibt es Edeka. Aber der liegt weit vom Marktplatz entfernt“, sagt sie.
„Wir können zufrieden sein“, meint Karin Schenk. Erst, wenn sie vor Ort nicht fündig wird, orientiert sich die St. Huberterin anderweitig. „Jeder sollte sein eigenes Einkaufsverhalten hinterfragen. Denn Geiz ist nicht immer geil“, sagt sie. Ähnliches gelte für neue Geschäfte, sagt Schenk: „Keiner sollte erst mal schauen, wie lange sich ein Geschäftsmann wohl hält, sondern direkt dort einkaufen.“ Per Mail wandte sich Barbara Lehmann an die WZ: „Was uns seit Jahren fehlt, ist ein gemütlicher Biergarten.“